Kreuzottern

Rotbraune Kreuzotter, weiblich, am Frühjahrssonnenplatz

Dieses rotbraune Weibchen, noch mit seiner etwas verschmutzten und trüben letztjährigen Haut, beobachtete ich am 18.04.2006 während der Frühjahrssonnenperiode am Nord-Ostsee-Kanal. Dabei sind die Tiere tellerförmig zusammengerollt. Selbst bei Lufttemperaturen von unter 10° C. können in Bodennähe Temperaturen von über 30° C. gemessen werden, jedenfalls bei geeigneten trockenen Substratstrukturen, wie z.B. Gräsern oder Moos.

 

Melanistische (schwarze) Kreuzotter
beim Sonnen an einer Böschung des Nord-Ostsee-Kanals

Es wird diskutiert, inwieweit die schwarze Variante der Kreuzotter, früher auch „Höllenotter“ genannt, einen thermoregulatorischen Vorteil besitzt. Jedenfalls ist dies für trächtige Weibchen anzunehmen. Das Tier wandert mit dem Sonnenstand, die dunkle Oberfläche kann Wärmestrahlung besser absorbieren. Dagegen steht evolutionsmäßig gesehen, ein selektiver Nachteil, denn das dunkle Tier hebt sich auf hellem Gras auf offenen Lichtungen klar besser ab und kann von Beutegreifern, etwa Greifvögeln, eher erkannt werden.

 

Abgestreiftes so genanntes „Natternhemd“

Die Hornhaut der Reptilien wächst nicht mit und wird von Zeit zu Zeit abgestreift, bei Schlangen inclusive der Augen am Stück, bei Echsen meist in Fetzen. Erst nach der Frühjahreshäutung sind die Tiere wieder fortpflanzungsbereit. Solange nehmen sie auch noch keine Nahrung auf.

 

Bedrohte Kreuzotter in Abwehrhaltung

Bei Bedrohung zieht sich die Kreuzotter tellerähnlich zurück und kann etwa 20–30 cm vorstoßen. Tödliche Bissfolgen sind extrem selten, ein spezialisierter Arzt sollte aber in jedem Falle hinzugezogen werden. Außer dem Ruhigstellen der betroffenen Gliedmaße ist von Abbinden, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bissstelle und dem Verabreichen von Alkohol oder Kaffee abzuraten. Von sich aus greifen Kreuzottern keinen Menschen an, im Gegenteil sind sie sehr störungsempfindlich, was Bewegungen und Erschütterungen des Bodens betrifft.

 

Tote und bereits angefressene Kreuzotter

Erwachsene Kreuzottern werden als Beute erjagt von Mardern, Dachsen, Wildschweinen, Füchsen, Greif- und Rabenvögeln, Störchen und Reihern, leider auch von unwissenden Menschen totgeschlagen. Zudem sind die Tiere geschützt. In Deutschland ist ihr Bestand bereits drastisch zurückgegangen.

 

Kommentkampf zweier Kreuzotter-Männchen

Beim Kommentkampf umschlingen sich zwei Männchen mit dem Vorderkörper und versuchen sich dabei niederzudrücken. Dieses Kräftemessen findet, nach der „Hochzeitshäutung“, am Paarungsplatz statt und dient dazu, das unterlegene Tier zu vertreiben. Dabei finden erstaunlich lebhafte und sogar heftige Kämpfe der Männchen statt, die Giftzähne werden nicht eingesetzt. Kommentkämpfe sind keine Beschädigungskämpfe. Die Paarungszeit selbst findet ja nach Höhenlage von Mitte Mai bis in den Juni hinein statt. Das Foto entstand Mitte April in Schleswig-Holstein.

 

Jungtier renkt seine Kiefer nach dem Fressen wieder ein

Nach dem Verschlingen einer Bergeidechse konnte ich dieses einjährige Jungtier beobachten, wie es mehrmals das Maul öffnete und dabei den Oberkiefer augenscheinlich wieder „einrenkte“. Schlangen können beim Schlingakt sowohl das Kiefergelenk („Quadratum“) wie auch die beiden Unterkieferäste erheblich dehnen, um die Beute, Mäuse, Eidechsen und Frösche, im Ganzen zu verschlingen. Auf dem Bild ist auch die vorgeschobene Luftröhrenöffnung gut zu erkennen, die dem Tier während des Schlingens gestattet zu atmen.

 

Züngelnde Kreuzotter

Wie bei allen Schlangen kann auch die Kreuzotter mit den beiden Zungenspitzen Geruchsmoleküle aufnehmen und mittels des „Jakobsonschen Organs“ im vorderen Oberkiefer wahrnehmen. Hierzu siehe auch „Ringelnatter beim Züngeln“.

An Literatur über die Kreuzotter sehr zu empfehlen:
Völkl/Thiesmeier - Die Kreuzotter (Laurenti Verlag)