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  • Herbstimpressionen oder: Ein Hauch von Indian Summer

    Freitag, 9. Oktober 2015

    Nach und nach möchte ich unter diesem Sammeltitel herbstliche Farbenspiele einstellen, um nicht jedesmal einen neuen Blog eröffnen zu müssen. Die Blätter fallen dieses Jahr leider auffallend schnell. Nachtfrost und starker NO-Wind sind angekündigt.

    Alter Buchen-/Eichenwald: Das Licht verabschiedet sich spektakulär

    Ein neuer Tag: Die Weinberge von Vorbachzimmern mit Walnussbaum im Vordergrund

    Wilder Wein (Parthenocissus quinquefolia "Engelmannii"): Sinfonie in "Wein"-rot

    Der Schimmelturm neben dem Rathaus von Niederstetten: Der poetisch stärkste

    Moment des Jahres

    Und nur wenige Tage später...

    ...Der gleiche Turm. Wo ist die Glut? Genügend Poesie hat er indes immer noch!

    Schlossmauer Langenburg: Wilder Wein

    Detail

    Fächerahorn (Acer palmatum dissectum "Bloodgood") bei uns im Garten

    Auch am Hesselberg (höchster Berg von Mittelfranken, 689m NHN) beginnt am 3.Oktober schon die Herbstfärbung.(Cessna-Flug)

    Bei der Gelegenheit noch ein Bild vom traumhaften Dinkelsbühl an der Romantischen Straße, mit seiner vollständigen Stadtmauer um den mittelalterlichen Stadtkern und dem Flüsschen Wörnitz, nur wenige Flugminuten vom Hesselberg entfernt. Gleich geht´s weiter zum Dennenloher Park.

    Magnolia tripetala, die Großblattmagnolie, eine meiner Lieblingsmagnolien, mit Blattlängen bis zu 70 cm, mit aparter Herbstfärbung. Ein altes imposantes Exemplar steht im Rhododendronpark von Schloss Dennenlohe, dieses junge mittlerweile im eigenen...

    Ein Sonntag in Rothenburg o.d. Tauber: herrliches Spätsommerwetter am 11. Oktober

    An der Stadtmauer: Der Essigbaum (Rhus typhina) explodiert förmlich.

    Historisches Haus im Burggarten von Rothenburg: Romantik pur

    Zur Vermostung freigegeben (aber nicht jeder schafft es bis dahin...)

  • Gyrocopterflug zum Main und nach Würzburg am 27.09.15

    Freitag, 9. Oktober 2015

    Am 27.09.15 ein weiterer erlebnisreicher Flug von 120 Minuten mit Sandra nach Würzburg und danach mainaufwärts über Randersacker, Eibelstadt, Sommerhausen, Ochsenfurt, Marktbreit, Kitzingen bis Dettelbach und nahe Volkach/Mainschleife. Von den vielen Fotos zeige ich nur ein paar wenige, um daran weniger Interessierte nicht zu langweilen. Auf Wunsch können auch hier Fotos, soweit vorhanden, in voller Auflösung gegen geringe Unkostengebühr bereitgestellt werden, etwa für Poster.

    Altstadt Würzburg von rechts oben: Residenz, Mainfrankentheater, Würzburger Dom.

    Ein wahrer "Höhepunkt": Die Feste Marienburg im Abendlicht.

    Randersacker mit seinen Rad- und Wandermöglichkeiten haben wir oft besucht. Welch´ein Kontrast zu den Fabrik- und Lagerhallen auf der anderen Mainseite: Moderne "(er)schlägt" Mittelalter...

    Randersacker aus der Nähe

    Mainkurve bei Dettelbach: Ein silbernes Band, das mich ein klein wenig an folgendes Bild erinnert:

    M.C.Escher: "Tag und Nacht" (1939)

    Kitzingen: "Freibad auf der Mondscheininsel", irgendwie schon bei Sonnenschein poesievoll...

    Die Weinberge sind immer wieder von hohem (topo-) grafischem Reiz.

    Damit soll´s für heute genug sein, wenn auch über 800 Fotos dieses herrlichen Fluges entstanden sind.

  • Gyrocopterflug vom 30.08. Teil 2: Künzelsau/Kocher-Langenburg/Jagst-Kirchberg-Blaufelden Schrozberg

    Donnerstag, 24. September 2015

    Hier folgt nun der letzte Teil des Gyrocopterfluges vom 30.August 2015 mit einigen der aus subjektiver Sicht interessantesten Bilder.

    Der Start erfolgte in gewohnter Manier vom Flugplatz Niederstetten bei schönstem Spätsommerwetter gegen 10.30 Uhr...

    ...und wir blicken aus noch niedriger Höhe auf die "Vorbachmetropole" Niederstetten, knapp 6000 Einwohner, ca. 310m ü. NHN, links im Bild Schloß Haltenbergstetten, erbaut um 1200 und seit 1803 im Besitz der Fürsten zu Hohenlohe-Jagstberg.

    Im Hintergrund die früheren Rebhänge mit den landschaftsprägenden Steinriegeln, wie sie überall im Vorbachtal noch zu finden sind

    Die anschließende Flugstrecke über das Jagsttal habe ich im ersten "Gyrocopter-Flug-Bericht" vom 30.08. 2015 bereits dokumentiert.

    Wir kommen nun vom Wendepunkt aus Richtung Kloster Schöntal und verlassen das Jagsttal.

    Die nächste gößere Stadt im unteren Kochertal, aus südöstlicher Sicht...

    ...ist Künzelsau, sie liegt auf 210 bis 435 m ü. NHN, hat knapp 15.000 Einwohner, ist bekannt u.a. durch Persönlichkeiten wie dem ehem. Reckweltmeister Eberhard Gienger oder dem Geophysiker und ESA-Astronauten Alexander Gerst, der 2014 über 165 Tage auf der Raumstation ISS war.

    Künzelsau-Gaisbach mit riesigem Firmenkomplex und bedeutsamem Museum der Fa. Würth.

    Das überaus idyllisch gelegene Langenburg ist ein beliebtes Ausflugsziel.

    Die sehenswerte Schlossanlage Langenburg aus dem 13. Jahrhundert, auf einer Bergzunge hoch über dem Jagsttal gelegen, ist Residenz der Familie Hohenlohe-Langenburg, die es heute noch bewohnt.  

    Nur wenige Flugminuten später: Kirchberg an der Jagst, liegt auf einem Bergsporn über einem alten Jagstübergang auf halbem Wege zwischen den Reichsstädten Schwäbisch Hall und Rothenburg. Ursprünglich gab es hier nur eine Furt, seit 1779 überspannt eine Steinbogenbrücke mit Erkern in fünf Jochen den Fluss. Zur Sicherung der bedeutsamen Trasse wurde die Höhenburg Kirchberg errichtet

    Kirchberg: Altstadtkern mit Burg. Als Kirchberg 1398 in den Besitz der Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und Hall kam und selbst zur Stadt ausgebaut wurde, wurde die Burganlage in die Stadtbefestigung mit einbezogen.

    "Flieger unter sich": Mäusebussard (Buteo buteo)

    Steinbruch Satteldorf-Crailsheim mit Jagstschlinge davor, zugleich der südliche Wendepunkt der heutigen Reise.

    Blaufelden, gelegen auf der Hohenloher Ebene

    Schrozberg, unser früherer Wohnort, Hohenloher Ebene an der Pforte zum Vorbachtal, ca 450m ü. NHN

    Schrozberg: Sportanlagen, Schulzentrum, Bahnhof, BAG, ca. 6000 Einwohner, 450m ü. NHN

    Gehöft bei Niederstetten-Wildentierbach: "Sandkastenperspektive"

    Der Gyrocopter hat wieder mal brav seinen Dienst getan: Landeanflug auf den Flugplatz Niederstetten. Danke Sandra.

     

  • Chiemgau

    Freitag, 18. September 2015

    Nach einer kleinen Pause gibt´s heute schon mal einige erste Impressionen vom herrlichen spätsommerlichen Chiemsee und dem umliegenden Gebiet. Mehr folgt in Kürze.

    Ausblick von unterhalb des Kampenwandgipfels nach Nord auf den Chiemsee, im Westen Prien, darunter Bernau, mittig "unterhalb" des Sees die Kendlmühlfilzen (das größte zusammenhängende Hochmoor in Bayern), rechts im Osten Feldwies-Übersee mit dem großen Delta der Tiroler Ache. Die drei Inseln Herrenchiemsee, Krautinsel und Frauenchiemsee lassen sich erkennen. Über das Moor berichte ich später.

    Das Erklimmen des Kampenwandgipfels (1669m NN) setzt etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus, lohnt aber mit prächtigem Ausblick. Im Bild das größte Gipfelkreuz in den Bayrischen Alpen.

    Blick vom Gipfelkreuz über die "Scharte" nach Westen auf das gesamte Massiv

    Häufig noch blühend im gesamten Gebiet: Deutscher Fransenenzian (Gentianella germanica)

    Wieder am See: Baden im Licht

    Andächtige Pause vor einem weiten Panorama

    Abendstimmung mit Kampenwandgipfel (teilweise von Wolken umhüllt), von Chieming aus gesehen. Die nadelfeine Scharte entspricht der im Gipfelkreuzbild oben.

    Hafeneinfahrt Feldwies-Übersee

    Schilf-Impression

    Sonnenuntergang über Prien und Insel Herrenchiemsee

    Blick vom Hochfelln (1674m), den man von Bergen aus auch per Großgondel erreichen kann, auf Dachstein- und Watzmannmassiv.

    Silberdisteln (Carlina acaulis) beim Gipfel des Hochfelln

    Alpendohle (Pyrrhocorax graculus) am Hochfelln-Gipfelhaus

    Der "Star" des Tages und sein Publikum.

    Im Schilf die Sonne

    Die Glut des Spätsommers...

    ...weicht bald einem dramatischen grauschwarzen Gewölk.

    Alle Sonnenuntergänge sind von Feldwies-Übersee aus aufgenommen.

    Nun ein erstes Bild von unserer Wanderung in das Hochmoor Kendlmühlfilzen bei Bernau:

    Im ehemaligen Torfabbaugebiet durch Aufstau neu entstandener Moorweiher.Torfmoose, Sonnentau und Wollgras haben sich nach der Wiedervernässung erneut angesiedelt.

    Schmalblättriger Sonnentau (Drosera intermedia), carnivore Pflanze nährstoffarmer Gebiete mit Klebedrüsen am Blatt. Leider hatte ich heute kein Makro-Objektiv dabei.

    "Zahn der Zeit" und aparte Ästhetik: Alte Schienenanlagen der Schmalspurbahn (880 mm Spurweite. Seit der Entstehung der Strafanstalt Bernau 1920 wurden die Strafgefangenen täglich mit einer Feldbahn zum 2 km entfernt liegenden Torfbahnhof und von dort weitere 2 km in die Kendlmühlfilzen gefahren. Die Gesamtlänge der Gleisstrecken betrug 30 km).

    Der Torfbahnhof Rottau. Wir bekamen eine höchst anschauliche, sehr empfehlenswerte Führung auch durch´s angrenzende Torfmuseum und den Bahnhof (mit funktionsfähiger Ballenpresse), nebst einer kleinen Fahrt mit der Torfbahn. Näheres unter www.torfbahnhof-rottau.de

    Im Folgenden einige Alkoholpäparate aus dem Torfmuseum von im Moor vorkommenden Reptilienarten:

    von links: Kreuzotter, Schlingnatter , Ringelnatter (Natrix natrix, juv.)

    Kreuzotter (Vipera berus) giftig, aber relativ harmlos für Menschen

    Schlingnatter (Coronella austriaca), eine ungiftige Natter

    Blindschleiche (Anguis fragilis), eine beinlose Eidechse

     

  • Oekologische Katastrophe an der Jagst

    Donnerstag, 27. August 2015

    Aktualisierung vom Samstag, den 29.August 2015

    Es folgen einige Pressemitteilungen: Hier ein Pressezitat von "Stimme.de", stark gekürzt und leicht verändert: "Samstag, 29. August 2015, 22:33 Uhr.

    Jagst-Katastrophe: Hoffnung, 80 Prozent der Fische retten zu können. Von unseren Redakteuren Thomas Zimmermann, Jürgen Kümmerle und Christian Gleichauf. Die Helfer an der Jagst können die Schäden nach dem Chemieunfall[...]eindämmen.[...] Der Hohenlohekreis hat soeben die aktuellen Messergebnisse veröffentlicht. Stand 29.8. gegen 12 Uhr (Ammonium-Werte in mg pro Liter):

    Mulfingen, Kläranlage 6,88 mg/l, Hohebach, Wehr 9,86 mg/l, Dörzbach, Ortsausgang 15,9 mg/l, Krautheim, Ortsausgang 8,16 mg/l Krautheim, Firma Rüdinger 7,7 mg/l, Marlach 0,69 mg/l, Winzenhofen 0,11 mg/l, Westernhausen 0,03 mg/l, Bieringen 0,02 mg/l.

    ...Die Landwirte entnehmen aus verschiedenen Seen...rund um die Jagst Frischwasser und bringen dieses...zu den Biotopen...Über 200 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren und des THWs waren heute im Einsatz. Darüber stellten unzählige Freiwillige aus Angel- und Fischereivereinen und der Landwirtschaft ihre Hilfe zur Verfügung[...]Inzwischen ist man dazu übergegangen, das Wasser in hohem Bogen einzuspritzen, weil es sich dann besser mit Sauerstoff und CO2 anreichert. CO2 ist wichtig, weil es den pH-Wert drückt und damit dafür sorgt, dass weniger Ammonium in Ammoniak umgewandelt wird..." Ende des Pressezitates.

    Folgende Luftaufnahmen fertigte ich am Sonntag, den 30.08.2015, zwischen 10.00 Uhr und 12.00 Uhr:

    An dieser Mühle in Kirchberg-Lobenhausen entstand der verhängnisvolle Brand. Deutlich erkennbar der das Ammonium abführende Mühlkanal, der unmittelbar danach rechts in die Jagst mündet. Heute ist der Brandschutt bereits weitgehend entfernt. Das Dach der zerstörten Halle ( rot markiert) ist offen. Es tritt kein Ammonium mehr aus.

    Der Ausgangspunkt der Katastrophe an der Mühle in Lobenhausen. Unterhalb der Silos der Mühlkanal, über den große Mengen des kontaminierten Löschwassers in die Jagst gelangten. Im Folgenden ein Sprung nach Norden ins mittlere Jagsttal:

     Die Jagstaue östlich von Klepsau mit Teichrosen

    Belüftung und Wassereinleitung zwischen Hohebach (Vordergrund) und Ailringen (Hintergrund)

    Dörzbach: Rechts das Schloß. Links der Brücke wurde die Wehrkrone mit Sandsäcken abgeriegelt, die Giftfahne über den Mühlkanal (oben) als Bypass umgeleitet, das alte Flußbett bis zum Tennisplatz als sauberes Reserve-Biotop erhalten.

    Intensivmaßnahmen in Klepsau

    Auch beim idyllischen Kloster Schöntal (Jagstbrücke) wird gearbeitet.

    Über die Fortsetzung dieses Gyrocopter-Fluges, entlang des Kochers, dann nochmal ins Jagsttal bei Kirchberg, und zurück über die Hohenloher Ebene, werde ich separat am 30.08.2015 berichten. (Titel: "Gyrocopterflug vom 30.08. Teil 2" ab Künzelsau...)

    _________________________________________________________________________________________

    Die JAGSTKATASTROPHE passiert am 23.August 2015:

    Das Landratsamt Schwäbisch Hall spricht von einer ökologischen Katastrophe. Die Naturschutzreferentin beim BUND sagte im SWR: „Es ist die größte Flusswasservergiftung in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten, wahrscheinlich seit dem Chemieunfall 1986 bei Sandoz bei Basel, als im Rhein auf 400 Kilometern der Aalbestand ausgelöscht wurde.“

    Zitat aus den "FRÄNKISCHEN NACHRICHTEN" vom 26.08.2015 (leicht verändert und stark gekürzt):

    "Nach einem Brand in einem Mühlenbetrieb (wir berichteten am Montag) in Kirchberg-Lobenhausen war verunreinigtes Löschwasser in die Jagst gespült worden. Bei dem Feuerwehreinsatz mischte sich nach Angaben eines Polizeisprechers vom gestrigen Dienstag... hochgiftiges Ammoniumnitrat [aus ca. 200 Tonnen brennenden Düngemitteln] mit dem Löschwasser. Rund vier Tonnen tote Fische seien bislang aus der Jagst gesammelt worden - "Tendenz steigend", sagte der Polizist. "Wir sprechen von einem dramatischen Fischsterben." Das aus Ammoniak und Salpetersäure gewonnene Ammoniumnitrat ist als Düngemittel besonders geeignet, weil es chemisch gebundenen Stickstoff enthält. Ammoniumnitrat wird wegen der großen Explosionsgefahr in der Regel nur in Mischungen als Dünger verwendet. Das Feuer hatte in der Nacht zum Sonntag den 23.08. einen Schaden in Millionenhöhe angerichtet. Die Brandursache war am Dienstagmorgen weiter unklar...(Inzwischen wird Brandstiftung nicht mehr ausgeschlossen. Anm. W.H.)

    Wie das Landratsamt Schwäbisch Hall gestern wissen ließ, gelangte das verunreinigte Löschwasser trotz Vorsichtsmaßnahmen der Feuerwehr in die Jagst.

    ...wurde festgestellt, dass die Werte von Ammoniumnitrat im Mühlkanal, das aus den gelagerten Düngemitteln stammt, bis zum 200-fachen für Fische kritischen Wert überschritten waren. Je nach Fischart ist eine Ammoniumnitrat-Konzentration von 0,5 bis 1 mg/l für Fische tödlich."

    Zitat aus den "FN" vom Donnerstag 27.08.2015:

    "...Unübersehbar waren Feuerwehr und THW, die an vielen Stellen entlang der Jagst Wasser abpumpten, auf Wiesen verrieseln ließen oder mit Strahlrohren und Belüftern versuchten, den Sauerstoffgehalt der Jagt zu erhöhen. Unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Landwirten, die mit ihren Traktoren und Fässern im Einsatz waren... Ob es gelingen kann, die hohe Konzentration von Ammoniumnitrat im Wasser bis dahin so weit zu verdünnen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten kann, war...da bereits mehr als fraglich. "Es ist immer noch viel zu viel Gift im Wasser. Die tödliche Dosis ist 200-fach überhöht",...

    Im oberhalb gelegenen Bächlingen waren von der Brücke aus zahlreiche tote Fische auf dem Grund zu erkennen... Ammoniumnitrat ist nicht nur sauerstoffzehrend, sondern wirkt auch als Nervengift und verbrennt die Kiemen", sagt Dürr. Auch die noch lebenden Fische seien somit vom Tod bedroht..."Wir brauchen uns keine Illusionen mehr zu machen, das gibt einen Totalverlust", erklärte der Gewässerwart am Mittwochmorgen im Gespräch mit unserer Zeitung. Und das bedeute, dass nun auch in der Vereinsstrecke nicht nur sämtliche Fische, Krebse und Muscheln verenden werden, sondern auch alle Nährtiere. "Die Jagst ist dann biologisch so gut wie tot, und es wird Jahre dauern, wieder ein gesundes biologisches System aufzubauen.""

    Soweit der Pressebericht.

    26.08.2015:

    Ich stelle heute eigene Beobachtungen dieses Desasters an einem der ökologisch wertvollsten Fließgewässer in Baden-Württemberg, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben, aus rein subjektiver Sicht ein. Meine Beobachtungen stammen vom 26. und 27.08.2015 aus dem Abschnitt zwischen Unterregenbach und Ailringen.

    Hier zunächst der Flussverlauf der Jagst:

    Verlauf der Jagst mit linkem Nachbarfluss Kocher von der Quelle oberhalb von Lauchheim bis zur Mündung in den Neckar

    Quelle: Wikipedia

    Mahnmal auf der Jagstbrücke in Langenburg-Bächlingen

    Im Folgenden meine eigenen fotografischen Eindrücke der überaus traurigen Situation und einige im Internet frei verfügbare aktuelle Informationen:

    Mittwoch, 26.08.2015

    Messungen am 27.8. gegen 6 Uhr haben folgende Werte ergeben: 

    • Mulfingen-Eberbach 36,0 mg/l
    • Unterregenbach (Landkreis Schwäbisch Hall) 13,7 mg/l
    • Mulfingen-Berndshofen 36,6 mg/l
    • Mulfingen-Heimhausen 28,3 mg/l
    • Mulfingen (Wehr) 5,98 mg/l
    • Mulfingen (Kläranlage) 0,922 mg/l

    Am Wehr bei Mulfingen-Heimhausen:

    Am Wochenende wird der kontaminierte Abschnitt im Landkreis Heilbronn erwartet, irgendwann fließt das Jagstwasser in den Neckar...Dort überlegt man bereits, den Neckar an den Wehren aufzustauen, sagt Landratsamt-Sprecher Manfred Körner. Außerdem fällt der Neckarpegel. Sollte es nicht gelingen, den Ammoniumwert bis zum Eintritt in den Neckar auf unter ein Milligramm zu senken, trifft die vergiftete Jagst auf zu wenig Neckarwasser.

    Mit zwölf Pumpen wird Wasser aus der Jagst entnommen, mit Sauerstoff angereichert und wieder zurückgeführt. Rund 40 000 Liter pro Minute – eine unglaubliche Leistung. Damit soll die durchschnittlich 400 Meter pro Stunde wandernde Ammoniumblase, die sich auf über 17 Kilometer Länge durch die Jagst zieht, aufgelöst werden.

    Die Belüftung soll durch Erhöhung des O² -Gehaltes u.a. die Ammonium-abbauenden Bakterien fördern.

    Die folgenden Bilder vom Donnerstag, den 27.08.2015:

    Jagstbrücke in Mulfingen. Trügerische Idylle.

    Zwischen Unterregenbach und Mulfingen zählte ich 7 lebende und äußerlich intakt erscheinende Höckerschwäne (Cygnus olor). Es wurden aber schon tote Eisvögel (Alcedo athis) und ein Blässhuhn gemeldet, sowie Unmengen toter Wasserinsekten, Mollusken,Krebstiere; das meiste Sterben wird unter der Oberfläche verborgen bleiben. Tote Fische kommen vom Grund nach und nach an die Oberfläche und werden abgefischt.

    Elektrobefischung durch Fachmann der Fischereiforschungsstelle Langenargen/Bodensee (FFS) und Helfer

    Elektrofischer mit örtlichem Helfer im Einsatz

    Viele Fische, hier bei Mulfingen-Heimhausen, können nur tot geborgen werden oder überleben, weil geschwächt, die Befischung nicht: ausgewachsener Döbel, Barben, Bachforelle, Flußbarsch, Rotaugen, Rotfedern, Gründlinge...

    Bachforelle (Salmo trutta fario), leider bereits tot. Nicht auf den Fotos: Schneider, Nasen, Mühlkoppen, Elritzen uw. Aktueller Hinweis vom 2.09.15: Man hat bisher etwa 11 Tonnen (!) tote Fische geborgen.

    Der Konstanzer Gewässerökologe Dr. Stefan Werner befürchtet im Gespräch mit der Heilbronner Stimme, dass sich die Jagst von der Katastrophe nicht mehr komplett erholen wird. Sofern der Bestand der Tierwelt nicht komplett vernichtet wurde, könne innerhalb eines Jahres zwar viel passieren. "Vor allem die häufigen Arten siedeln sich wieder an", so der Wissenschaftler. Problematischer sei es mit den Arten, die kritische Bestände hätten: "Die Zusammensetzung der Tierwelt im Fluss wird sich durch so einen Vorfall wohl für längere Zeit verändern."

    Bitterling (Rhodeus amarus), noch betäubt

    Mittelgroßer Wels (Silurus glanis), gefangen bei der Mulfinger Brücke, zunächst nur betäubt scheinend, aber irreversibel, also tödlich vorgeschädigt.

    In der giftigen Blase sind zwei gefährliche Stoffe bislang nachweisbar: Ammoniumnitrat und Ammonium. Ammoniumnitrat wird vor allem als Dünger oder in Sprengstoff verwendet,...Nitrat wird im Körper in Nitrit umgewandelt. Dies wirkt sich negativ auf die Sauerstoffaufnahme im Blut aus. Ammoniumnitrat kann sich auch im Gewebe der Fische ablagern und über die Nahrung vom Menschen aufgenommen werden.

    Ammonium ist nicht direkt giftig. Der Stoff wird im Wasser unter Sauerstoffverbrauch zu Nitrit und dann zu Nitrat umgewandelt. Das ist ein Grund, warum Fische verenden. Der Vorgang ist jedoch komplex und hängt von verschiedenen Parametern ab, wie dem pH Wert, der Temperatur u.a.

    Kapitaler Hecht (Esox lucius), knapp 100 cm lang, nach dem Fang oberhalb der Ailringer Brücke...

    Kommt im mit Sauerstoff angereicherten Becken nur langsam zu sich...

    ...und wird vorsichtig "wiederbelebt".

    Ehrenamtliche Kräfte u.a. der örtlichen Fischereivereine im bewundernswerten Einsatz fast rund um die Uhr.

     

     

     

     

     

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