Samstag, 27. Oktober 2018
Der löffelartig verbreiterte, dünne und gut durchblutete Schnabel des Löfflers ist im Gegenlicht besonders auffällig,
Mit seinem breiten Schnabelende durchkämmt der Löffler (Platalea leucorodia) das abfließende Ebbe-Wasser nach Kleintieren und Fischen. Glück für mich, dass er mich, still im Ufergebüsch sitzend, nicht wahrnahm und auf 10 Meter herankam.
Gefieder aufschütteln. Der bisher größte Trupp bestand aus 24 Exemplaren auf den Schlickbänken.
Sehr häufig in der Ria sind Seidenreiher (Egretta garzetta)
Eine Bekassine (Gallinago gallinago) macht Rast im Schilfdickicht im Süßwasserbereich, und ist zunächst regungslos und kaum zu erkennen: Perfekte Tarnung!
Trotz sehr kurzer Distanz zum ebenfalls "erstarrten" Betrachter beginnt sie kurz darauf mit ihrem langen Schnabel, emsig nach Nahrung zu stochern. Das Gebiet ist auch für sie ein wichtiger Rastplatz auf dem Zug.
Einige Paare Löffelenten (Anas clypeata) sind permanent am Gewässer. Der riesige, breite Schnabel hat ein Lamellensystem zum Herausfiltern von Nahrungsteilchen.
Gebadet wird häufig
Perfekte Rolle
Am Ende beim Flügelschlagen zeigt sich die wahre, selbst eines Papageien würdige Buntheit des Gefieders.
Während der noch andauernden Ebbe sind viele Einheimische beim mühsamen Muschelstechen, meist mit einer Art Spachtel oder Spatel, auch breite Gabeln werden eingesetzt.
Der Boden wird Schicht für Schicht umgeackert, manchmal sogar mit bloßen Händen und barfuß.
Der Lohn der harten Arbeit erscheint eher kärglich: Einige Herz- und Venusmuscheln.
Nach Passieren einer langen Holzbrücke über das Watt geht es für viele Kilometer am Atlantik zurück. Dabei machen die hurtigen Sanderlinge am meisten Freude (und Ausschuss!)
Dieser Sonnenuntergang war so unglaublich gelb-orange gesättigt, dass ich die Sättigung später sogar etwas zurückgenommen habe, damit mir das überhaupt jemand glaubt...
Danach zu Fuß über die ca. 1km lange Autobrücke vom Praia de Faro nach Faro, und an der Straße stelle ich im Halb-Dunkeln fest:
Eine Stahlplastik einer Winkerkrabbe. Ein gelungeneres Symbol für diese Wattenlandschaft ist kaum denkbar!
Weitere Bilder des langen Tages folgen in Kürze ...
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Gestern und heute konnte ich mich dem Reiz des Alentejo, dem reizvollen Städtchen Mertola und den erhofften Bildern der Maurischen Bachschildkröte in ihrem Flusshabitat nicht entziehen. Das Hinterland verlangt sicherlich nach viel mehr als einigen Tagesausflügen, weg von der Algarve!
Vormittags unternahm ich noch eine Strandwanderung an der östlichsten Algarve, ...
... betrachtete mir das Spektrum der angeschwemmten Muscheln, ...
... durchstreifte die ausgedehnten Pinienwälder (mit Ginster, Opuntien) hinter den Dünen, auf der Suche nach Chamäleons: Wieder mal Fehlanzeige. Mein Anfängerglück vom 15.10. sollte wohl das einzige bleiben?
Als einzige Reptilienart huschten einige Algerische Sandläufer (Psammodromus algericus) umher.
Da ich unbedingt ein erstes Mal spanisches Festland betreten wollte, fuhr ich eine kleine "Ehrenrunde" über die Stahlseil-Hängebrücke über den hier breiten Guadiana River.
Nun zum ALENTEJO: Etwa eine Fahrstunde hinauf nach Norden auf fast autofreien Straßen
Ich befinde mich heute im untersten Fünftel des Alentejo, wo die Stadt Mertola in einem großen Naturpark eingebettet liegt. Darunter weiß die Algarve-Küste bis ganz links zum Cabo de Sao Vicente.
Typisches Hügelland des Alentejo mit Lateritboden, Stein- und Korkeichenbeständen ...
... sowie ausgeprägter, aber extensiver Weidetierhaltung.
Die Einwohnerdichte in diesem von Landflucht geprägten, ärmsten Gebiet Westeuropas liegt bei nur 5-6 EW pro km². Das Hauptanbaugebiet von Korkeichen in ganz Portugal befindet sich zum Großteil in der Region Alentejo. Sucht man eine mediterrane Kulturlandschaft im Einklang mit noch großer Artendiversität, liegt man hier richtig. Für Beobachtungen von Flora und Fauna ist aber das Frühjahr deutlich besser geeignet. Vielleicht 2019?
Etwa 25 km nördlich von Mertola zwängt sich der durch Aufstauungen und Wasserentnahme recht spärliche Guadiana durch den "PULO do LOBO", den sog. "Wolfssprung". Wölfe wurden allerdings seit dem Jahr 1920 ausgerottet. Jagdkonkurrenz eben.
Dafür unternimmt man große Anstrengungen, auch durch Zucht, den seltenen Pardelluchs-Bestand (Pardelluchs – Wikipedia ) wieder zu stärken. Von 2015-17 wurden 25 Jungluchse in die Freiheit entlassen. Die Zuchtstation ist verständlicherweise nicht öffentlich zugänglich.
Die harten Felsstrukturen am Pulo du Lobo sind über Jahrtausende vom Guadiana glattpoliert und offenbaren fast vertikale Schichtung.
Für uns Mitteleuropäer ist die Jagdlust und Fallenstellerei speziell auf Vögel rund ums Mittelmeer nur schwer erträglich, aber sie hat Jahrhunderte lange Tradition. Bei uns hat man jedoch mit deutscher Gründlichkeit Arten vergiftet und ihre Lebensräume gestohlen, Arten, die man immerhin noch in Portugal finden kann. Wer wagt eine Bewertung? Für den 26.-28. Okober werben überall Schilder für das große, mörderische "Jagdfest" auf Rothuhn, Kaninchen und Iberischen Hasen, besser man meidet jetzt die Landschaft.
Ich füge die fast unwirklich scheinenden Abendstimmungen ein, bevor ich Mertola skizziere:
Die Bilder sind völlig unbearbeitet so wie sie aus der Kamera kommen. Später zeigte es sich, dass der Himmel mal wieder vor einem Wetterumschwung besonderes Temperament zeigte. Am nächsten Tag sollte Dauerregen folgen...
Der seit 1995 bestehende Park weist 69.669 ha auf. Neben dem Schutz der reichen Flora&Fauna sollen auch die traditionelle bäuerliche Kultur und das Handwerk bewahrt werden. Agrarindustrie in Deutschland dagegen sieht leider meist trostlos aus!
Vor einem entspannten Stadtspaziergang in Mertola widmete ich Zeit und "Spürnase" den Bach-Schildkröten. Die Suche, verbunden mit Kletterei und Schweiß, bei sommerlich heißen Temperaturen, sollte sich lohnen:
Das Habitat im Ribeira de Oeiras, einem Nebenflüsschen des Guadiana
Unterhalb dieser markanten Bogenbrücke kann man (inoffiziell) versuchen, zum Flüsschen hinab zu klettern. Wer genau hinsieht, entdeckt meinen abgestellten schwarzen Opel Corsa zwischen den Bäumen. Unter den Brückenbögen nisten im Frühsommer Rötelfalken in 10 extra installierten Kästen. Überall jagen jetzt noch Felsenschwalben umher.
Ausdauernd umwirbt das leprosa-Männchen das auf dem Granit-Block sitzende ausgewachsene Weibchen. Hiervon habe ich auch ein kurzes Video gedreht. Den Aufenthalt in der stillen, nur von Vogelstimmen und Grillen angereicherten, unberührten Natur empfinde ich als optimales Abschalten von allem Stress. Ab und zu jagt ein Eisvogel blauschillernd dicht über die Wasseroberfläche, im Bach tummeln sich Fische, eine Vipernnatter (Natrix maura) schwimmt mit kleiner Bugwelle dahin, himmlisch.
Wenn man sich nicht millimeterweise anpirscht, im Schutz von Felsen oder Sträuchern, sind die Tiere sofort weg. Unterhalb von 30-50 Metern erkennen sie die Person oft auch im ruhigen Sitzen am Ufer. Da hilft nur eines: Sich Verstecken und Warten, bis sie wieder Lust auf Sonne haben...
Das große Weibchen erscheint nach einer gefühlten Ewigkeit wieder am Sonnenplatz. Als ich mit 16 Jahren meine erste M. leprosa aus dem "Zoohandel" im Freilandterrarium pflegte, ahnte ich nicht, dass mein Traum, sie einmal im natürlichen Lebensraum beobachten zu können, erst 52 Jahre später in Erfüllung gehen sollte.
Im selben Habitat die seltene Zippammer (Emberiza cia, männlich), auf einem der häufigen Eukalyptusbäume. Deren ökologischer Wert ist allerdings gering.
Folgende Serie: Zilpzalp-Altvogel (Bild 4) mit zwei selbständigen Jungen (Bild 1-3) suchen die Sträucher nach Blattläusen ab:
Adulter ZilpZalp
Mertola Mértola | charmantes Städtchen mit Geschichte am Rio Guadiana mit seinem Castelo samt Stadtmauer in strategisch und visuell herausragender Lage am Grenzfluss Guadiana.
Das Castelo mit Teil der mächtigen Stadtmauer hat eine sehr wechselhafte maurisch-christliche Geschichte.
Der Torre bietet eine excellente Aussicht
Im Gegenschuss Blick vom Castell auf Stadt und Guadiana-Fluss
Blick aus Norden auf Castelo und Cementerio, den städtischen Friedhof
Enge, kopfsteingepflasterte Gässchen führen vielfach gewunden hinunter in die Altstadt
"Vom Balkon bekomme ich um diese Uhrzeit doch sonst immer was ab, warum dauert das denn nur so?"
Für Katzen ist Mertola ein Paradies
Hundeskulptur - faszinierend archaisch wie eine steinzeitliche Höhlendarstellung, finde ich.
Die vorherrschenden Farben sind Gelb und Blau
Prachtvolle Fassade am Marktplatz
... bald mehr von Mertola und Umgebung
Dienstag, 23. Oktober 2018
Heute stand, angeregt durch einen Buchtipp das sogenannte "Museumsdorf" Cacela Velha, nur wenige Km östlich von Tavira, auf dem Programm. Mangels ausreichender Zeit am wie immer späten Abend muss ich es bei ein paar Bildimpressionen belassen.
Wer sich näher informieren möchte: Vila Nova de Cacela, Ostalgarve, Portugal
Ein weitläufiger Blick auf das Haff und die vorgelagerten Inseln, erhabenwie man ihn an der Algarve sonst wohl kaum finden kann.
Von der östlichen Festungsmauer führt ein Pfad hinunter ans Meer.
Auch wenn noch 40-60 Einwohner hier leben, und sich gegen Abend nur noch eine Handvoll Individual-Touristen hier einfanden, so wirkt das malerische Dörfchen jetzt in der Nachsaison schon etwas "leer", andererseits eine meditativ-entspannende Wohltat gegenüber vielen verdichteten Abschnitten der Algarve-Küstenorte.
Am morgigen Mittwoch ist ein Besuch von MERTOLA, eineinhalb Autostunden nordwestlich von Tavira, und einigen in den portugiesisch-spanischen Grenzfluss Guadiana einmündenden Flüsschen vorgesehen, hier besteht die Chance auf Maurische Bachschildkröten in wilder Natur. Es sollte sich mehr als lohnen...
Montag, 22. Oktober 2018
Wichtige Korrektur: Nachdem mir die Zweifel an den drei irgendwie untypischen "Zwergdommel"-Aufnahmen vom 19.10. ( "Feuchtgebiete u. Wattenmeer bei Faro") keine Ruhe gelassen hatten, bin ich mir nach Internet-Recherche ziemlich sicher, dass mir eine Fehlbestimmung unterlaufen ist :
Es dürfte sich nach mir zugänglichem Bildmaterial um "Garcita Verde", auch Green Heron, Grünreiher (Butorides virescens) handeln. Ein Irrgast aus Amerika? Für Europa liegen wohl vereinzelte Nachweise vor.
Garcita Verde (Butorides virescens) observado por luisguillermog en mayo 16, 2015 · NaturaLista
Heute, 22. Oktober 2018,
nach weiter Fahrt am beeidruckenden südwestlichsten Punkt Europas, dem Cabo de Sao Vicente:
Cabo de Sao Vicente mit seinem weithin sichtbaren Leuchtturm
Ein erster Blick auf die steile Felsküste der Südwest-Algarve
Küstenabschnitt nördlich vom Kap
Der Vogelzug war heute ziemlich mau. Sieht man in der Gruppe MEHR oder nur MEER? Jedenfalls sieht man an der Algarve viele britische Birder.
Die Farben des Atlantiks
Paradies mit Steinschlaggefahr
Klippenangeln - ebenfalls nicht ganz. ungefährlich aus 60 Metern Höhe und Erosionsgefahr
Keramik am Kap
"Das Schwarze Brett"
Mit einigem Glück erwischte ich eine Fischauktion bei Sagres, im Porto da Baleeira: Fischer beim Anliefern der fangfrischen "Ware".
Tintenfische und Rochen
Der Job ist hart. Die Männer auch. Manches Boot ist 2-3 Tage auf See.
In der Auktionshalle werden die Fische in Hunderten von Kisten nach Arten klassifiziert, sortiert, gewogen. Anschließend in der Halle nebenan sofort meistbietend an die Händler versteigert. Ein hochinteressantes, tägliches Spektakel.
Eigentlich ist das ein Jammer!
Neben Meeraalen, Doraden, Muränen und sogar Rochen ist alles dabei, was der Atlantik bietet.
Makrelen
Die Möwen streiten um die besten Plätze!
"Stiebitzt!"
"Nutznießer"
Frisch gekauft: Petersfisch (Zeus faber). Der Petersfisch lebt meist in Grundnähe in einer Tiefe von fünf bis 200 Metern und ist ein Einzelgänger. Er ernährt sich hauptsächlich von Heringen.
Sonntag, 21. Oktober 2018
Zum dritten Male im riesigen Naturpark RIA FORMOSA mit ihren vielfältigen Lebewelten. Mit Fotopausen dauerte die Wanderung rund sieben Stunden. Heute muss ich sprichwörtlich vor der Menge an Bildern kapitulieren, von über 2000 kann ich erstmal grade elf willkürlich heraussuchen, sonst droht mir chronischer Schlafmangel...
Morgens:
Großer Regen, im Hotel werden an allen Türen von innen Handtücher drangepackt... Fragender Blick aus meinem Fenster.
Gegen 11.00 Uhr hat sich das Regentief fast verzogen. Zielvorgabe und damit 50 Minuten Fahrzeit ab Tavira:
Maurische Bachschildkröte (Mauremys leprosa), halbwüchsiges Tier. Viele Grüße an Christina!
Mauremys leprosa - Paarungsspiele im Herbst. Das kleinere Männchen nähert sich schräg von unten.
Portrait einer Mittelmeer-Möwe im Übergangskleid
Die einmalige Dünenlandschaft am offenen Atlantik erstreckt sich über 60 Kilometer.
Seeregenpfeifer - Trio (Charadrius alexandrinus) am endlosen Sandstrand des Atlantik
Sanderlinge
Zu Gast beim Fotoshooting
Der Abend am Praia de Faro beschließt sich.
Nachts um 04.17 Uhr an der Wand auf der Terrasse, im Schein der Außenlaterne auf Beutesuche: Mauergecko (Tarentola mauretanica)
P.S.: In Kürze werden die vielen Lücken zwischen den Bildern aufgefüllt ... "Leider" gibt es momentan kaum schlechtes Wetter, allenfalls nächtliche Regenfälle.