Freitag, 19. Oktober 2018
Der zweite Besuch des Gebietes um die Ria Formosa brachte im Verlaufe meiner individuellen 7-stündigen Wanderung (natürlich nicht geführt) einige schöne ornithologische und herpetologische Besonderheiten. Aufgrund der Vielzahl an Bildern kann ich nur einige zeigen. Wird aber laufend ergänzt!!
(Die gesamte Schutzzone entspricht einem Lagunensystem, das sich 60 km entlang der Küste erstreckt und eine Vielfalt an Lebensräumen bietet. Die Lagune wird von fünf Barriereinseln und zwei Halbinseln vor dem Meer geschützt.) und bietet im Winter mehr als 20.000 Vögeln Lebensraum und Nahrung. Folgender Link beschreibt das Gebiet genauer.
Natura Algarve | Vogelbeobachtung an der Algarve (3Std.)
Die startenden und landenden Flugzeuge sind in unmittelbarer Nähe. Die Vögel haben sich daran gewöhnt.
Salinen und Watt der Ria Formosa bei Faro aus der Luft beim Landeanflug.
Rund um das Watt wird noch vielfach Salz nach traditioneller Methode gewonnen. Die Salinen sind wichtige Nahrungs- und Rastgebiete für viele Vogelarten.
Weithin sichtbar die Salzberge in der flachen Landschaft
Entlang der Dünen befinden sich noch Reste der ausgedehneten Pinienwälder.
Nasse Pinienrinde
In fast allen Landlebensräumen sind Trupps von prächtigen Blauelstern (Cyanopica cyana) zu sehen. Ihr Ruf "schrü schrü" erinnert, weniger schrill, entfernt an den des Mauerseglers.
Die Wanderung führt mich, beginnend auf einem Dammweg, zu den Ludo-Salinen und Süßwasserbiotopen von Quinta do Lago:
"Anfängerglück": Brauner Sichler (Plegadis falcinellus) im Schlichtkleid. Zuletzt konnte ich Braune Sichler im Mai 2018 am Skutari-See in Montenegro fotografieren, damals im kupferbraun-grünlich glänzenden Prachtkleid.
Im Vordergrund eine Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis, portugiesisch: cágado-de-carapaça-estriada). Sie ist an der Algarve viel seltener als ...
... die Maurische Bachschildkröte (Mauremys leprosa). Dies ein 3-4 jähriges Jungtier beim morgendlichen Sonnenbad.Die hübsche, lebhafte Zeichnung verliert sich oft mit dem Alter.
Es gibt Arterhaltungsprogramme für diese vom Aussterben bedrohte Art. Ich hatte mich lange auf Schnappschüsse dieser bunteren "Schwesternart" von Mauremys rivulata, Westkaspische Schildkröte – Wikipedia, gefreut. Aber Vorsicht: Die Tiere beobachten genau und sind ziemlich scheu.
Nach kurzem Abtauchen prüft dieses kleine Tier die Lage.
Beliebte Sonnenplätze am Rand der Kanäle mit optimaler Fluchtmöglichkeit, oft macht es "Platsch", bevor das Foto im Kasten ist.
Keineswegs immer zeigen sich die Mauremys auf dem fotogenen "Präsentierteller". Hier besteht die Gruppe aus sechs (!) Exemplaren. Entfernung etwa 5 Meter, starker Bildausschnitt.
Semiadultes Weibchen der gleichen Art, etwa 17 cm Panzerlänge. Habitat hier: Brackwassergefüllte Kanäle nahe der Salinen, sonnt sich auf den Halophyten (=salztolerante Pflanzen, wie z.B. Queller)
Neben den einheimischen Arten haben sich in vielen Mittelmeerländern etliche Arten ausgesetzter Schmuck- und Zierschildkröten angesiedelt, hier sind es zwei Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta). Sie verdrängen durch ihre Größe und Robustheit unsere o.g. Arten von Sonnenplätzen und stellen eine Nahrungskonkurrenz dar. Eine Vermehrung im milden Klima Portugals scheint problemlos möglich.
Paarungsrad der Frühen Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii). Verbreitungsschwerpunkt: Mittelmeerraum/Afrika. An die chemische Zusammensetzung des Wassers stellen die Larven keine besonderen Anforderungen. Insbesondere ist ihre Salztoleranz erstaunlich, die es ihnen ermöglicht, sich selbst in Lagunen zu entwickeln.
Auch am Süßwasserteich: Männchen der Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)
Die seltenste bisher von mir fotografierte Libellenart, 2003 erstmalig in Portugal nachgewiesen und an der Algarve nur hier vorkommend: Schwarzer Baron, Männchen Schwarzer Baron – Selysiothemis nigra | LibellenWissen.de
Männliche Zwergdommel (Ixobrychus minutus) (Achtung: vermutlich Fehlbestimmung, richtig wäre wohl: Green Heron, Butorides virescens), beim Jagen
Plötzlich fliegt er auf und landet unmittelbar vor mir im Schilf, so nah, dass nicht mal ihre Beine auf´s Bild passen!
... mit aufgestellter Haube
Nur Minuten später landet für einen kurzen Moment ein männlicher Schwarzkopfweber (Ploceus melanocephalus), eine eigentlich afrikanische Spezies, im Schilf. Inzwischen als Neozoe wie auch der Wellenastrild oder das Afrikanische Chamäleon eingebürgert.
Steinschmätzer-Weibchen (Oenanthe oenanthe) rastet am Damm, auf dem Weg nach Afrika ins Winterquartier.
Verwilderte Hunde wie dieser mir entgegenkommende flößen Respekt ein, sind jedoch in der Regel harmlos.
Wieder im Watt:
Drohgebärden zwischen männlichen Winkerkrabben (Uca tangeri)
Seidenreiher jagt in den flachen Prielen bei abfließendem Wasser ...
... und er hat Erfolg!
Seidenreiher profitiert gezielt vom Aufwirbeln der Kleinfische durch die beiden jungen Löffler, deren einer mehrfach beringt ist.
Adulter Löffler mit Beringungs-Code "5R"
Flugbild vom Löffler (Platalea leucorodia)
Löffler (fünf von acht) in Keilformation auf dem Weg zu den Schlafplätzen
"Goldene Ringe" (Uferschnepfe)
Abflug der Uferschnepfen (Limosa limosa). Rechts unten ein Rotschenkel.
Mittelmeermöwen mit Abendrot an den Salinen
Sonnenuntergang über der Ria Formosa
Noch schöner ist die Stimmung im Watt nach Sonnenuntergang
Zum Weiterlesen:
Schildkrötennachwuchs an der Algarve - Portu.ch
Dienstag, 16. Oktober 2018
Die Flagge von Portugal über Alcoutim.
Fremdes Land, neue Sprache, Auto anmieten, erstmal orientieren und gute Fotografiermöglichkeiten erkunden, das alles braucht ein wenig Zeit.
Mein Standort ist das Städtchen TAVIRA an der östlichen, der sog. "Sand-Algarve". Ganz rechts am Bildrand markiert der Grenzfluss Guadiana die Staatsgrenze zu Spanien.
Mit "Germania" schon vormittags über Pamplona, Spanien
Landeanflug auf die Stadt FARO am Sonntag, 14. Oktober 2018, etwa um 8.30 Uhr Ortszeit (Deutschland MEZ 9.30 Uhr)
Schon der erste Ausflug am Montag in den Naturpark RIA FORMOSA erbrachte überraschend die erste Chamäleon-Sichtung (Europäisches Chamäleon, Chamaeleo chamaeleon).
Überraschend aus mehreren Gründen: Erstens nach Orkantief "Leslie" noch starker Wind, kühle Witterung und teils strömender Regen, zweitens sind die Tiere extrem gut getarnt. Drittens ist mein Auge noch nicht geschult, was Chamäleons in freier Natur betrifft - oder doch?
Jedenfalls nahm das recht schmale Tierchen mit der Zunge Wassertropfen von den Blättern auf, blieb dabei aber fast unbeweglich im Gezweig, gut fixiert mit dem Greifschwanz. Gut zu erkennen die in verschiedene Richtungen weisenden Augen! Mein erstes Wunschziel schon erreicht.
Das zweite Wunschziel schien leichter zu realsieren: Rosa-Flamingos (Phoenicopterus ruber) in einer Saline
Mittelmeer-Möwen (Larus michahellis) an Sandküste
Dienstag: Erster großer Ausflug von Tavira aus ins hügelige Hinterland der Algarve bis hinüber nach Alcoutim am Guadiana-Grenzfluss:
Pinienwald, etwa 40 km nördlich von Tavira, wahrscheinlich nach Bränden wiederaufgeforstet.
Geschälte Korkeichen. Durch Oxidation rot gefärbte Stämme. Die Schälung kann nur alle 9-12 Jahre erfolgen. Inzwischen sind die Bestände gefährdet, paradoxerweise durch die künstliche Herstellung von Flaschen"korken).
Verwilderte Hunde, leider häufig zu sehen, sind meist sehr scheu.
Dieser hat sich kurz von seiner Schafherde entfernt.
Köstliche Feigen
Honigsüß mit feiner säuerlicher Note. Ich gebe den Mundraub hiermit offiziell zu ...
An einer gefassten kleinen, fast versiegten Quelle: Mauergecko (Tarentola mauritanica). Bereits meine dritte Sichtung.
Alcoutim, hübsch über dem breiten Grenzfluss Guadiana gelegen, drüben schon spanisches Gebiet.
Christliche Kirche in Alcoutim. Nach Besichtigung des alten Kastells fahre ich weiter südlich ins abgelegen Bachtal des Ribeira Odeleite, einem westlichen Nebenflüsschen des Guadiana.
Nach sehr holprigen "MacAdam"-Feldwegen beobachte ich in friedlicher Ruhe des Abends einen Schäfer mit seiner vielköpfigen Schaf- und Ziegenherde.
Der Chef der Hundemeute verbellt mich lautstark, umrundet und inspiziert mich genau: "Akzeptiert! Harmloser Zweibeiner mit Fotoapparat"
Der verspielte Kleinste ist aber schon ganz schön auf Zack, wenn der Hirte pfeift!
"Ist das essbar oder kann das weg?"
Ziegen im Doppelpack an Dill-ähnlicher Pflanze. Gerne werden auch die harten Schilfblätter gefressen.
Ornithologisch besonders interessant und lange nicht mehr gesehen, die Kuhreiher (Bubulcus ibis), die auf aufgescheuchte Insekten spekulieren, teils die Wiederkäuer als Transport-"Esel" und Aussichtswarte nutzen.
Bequemer Ritt
Ein weiterer Wanderhirte mit seiner apart-gezeichneten Ziegenherde.
Ich kann schon mal ankündigen: Maurische Bachschildkröte (M. leprosa), Mauergecko, Löffler, Störche, Reiher, Schnatter- und Löffelenten, u.v.m., und kaum zu erhoffen gewagt: Eine Rarität - das Purpurhuhn.
Exkursion am Mittwoch in die Lagunen- und Wattgebiete westlich von Faro:
Maurische Bachschildkröten (Mauremys leprosa) beim Sonnen. Daneben eine weibliche Schnatterente (Mareca strepera)
Glückstreffer an einem kleinen Süßwasserbiotop: Das meist heimliche Purpurhuhn (Porphyrio porphyrio). Körperlänge von 45 bis 50 Zentimetern und Flügelspannweite von 80 bis 100 Zentimetern. Das Purpurhuhn kommt im tropischen und subtropischen Europa, Afrika und Australien vor.
Rosaflamingo in den Kanälen und Brackwasserlagunen. Heute beobachtete ich alleine bei Faro etwa 150 Individuen in mehreren Gruppen, die größte mit 70 Tieren.
Der erste Löffler (Platalea leucorodia, Jugendkleid) aus der Nähe
Steinwälzer (Arenaria interpres) im Ruhekleid. Auf der Suche nach Muscheln und Schnecken.
Einer der kleinsten Limikolen, der Sanderling (Calidris alba)), hier: Jugendkleid. Nach geduldiger Annäherung aus drei Metern Entfernung fotografiert.
Sanderling im Schlichtkleid, bei der Nahrungssuche am Sandstrand. Meist sieht man sie wieselflink herumwuseln.
Soweit ein zügiger Querschnitt der ersten drei Tage.
Freitag, 12. Oktober 2018
Nach der Reise ist vor der Reise. Wenn alles klappt, geht es ab Mitte Oktober in den äußersten Südwesten Europas, an die noch milde Algarve in Portugal.
Als "Zwischenspiel" ein paar aktuelle Eindrücke von zuhause:
Verwilderte Essigbäume in der Landschaft zeigen im Gegenlicht unfassbar glühende Rottöne, die der Monitor leider nicht ansatzweise darstellen kann.
"Silberstreif"
Vor und während unseres Urlaubs gab es nächtlichen Besuch im Garten:
Außder diesem Fuchs im Sommerfell fing die Wildkamera nachts auch noch Marder, Igel und natürlich Hauskatzen ein.
Sonnig-nebliger Morgen an der "Kaiserstraße" bei Bad Mergentheim
Der von Wildem Wein umrankte "Schimmelturm" neben dem Rathaus in Niederstetten
Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus) mit Beerenschmuck
Es "herbstelt" schon sehr deutlich.
Warme Herbstfarben auch am Waldboden
Nach dem Bade: Junge Blaumeise im herbst-rötlichen Hartriegel
... und schon wieder fast trocken.
Für mich immer besonders attraktiv die Herbstfärbung der tabakblatt-ähnlichen Magnolia tripetala (Großblatt-Magnolie, Heimat N-Amerika). Länge der Blätter: 60-80 cm.
Der "glühende" Schachtelhalm zieht meinen Blick noch immer wie magisch an.
An vielen Stellen blühen jetzt die stark giftigen Herbstzeitlosen
Herbstzeitlose (Clochicum autumnale)
Herbstzeit=Zwetschgenzeit
Herbstzeit=Kürbiszeit
Westliche Zierschildkröte (Chrysemys picta bellii Zierschildkröte – Wikipedia ) am Teichufer beim ziemlich letzten Sonnenbad des Jahres 2018. Bald wird sie für rund 5 Monate in die Tiefe zum Überwintern abtauchen.
Im gleichen Teich genießen auch die erwachsenen West-Balkan-Bachschildkröten (M. rivulata) die letzten Sonnenstrahlen. Auch sie werden hier am Gewässergrund überwintern.
Elegant sind ihre langen, beweglichen Hälse und ihr lebhaftes Wesen.
Dieses Jahr hat es endlich mit der Nachzucht geklappt: Anfang September schlüpfen im Inkubator Mauremys rivulata selbständig aus den Eiern.
Im Aufzuchtbecken schwimmen ein Dutzend niedliche Babys dieser Art, und klettern schon auf die steilen Sonnenplätze.
Bei 31,5°C im Brutapparat wurden aus den Eiern vermutlich zu 100% Weibchen erbrütet. Bei niedrigeren Inkubationstemperaturen als etwa 29°C entstehen mehr Männchen. Die Brutdauer lag bei etwa 80-90 Tagen, damit deutlich länger als bei den Emys.
Die Jungtiere weisen eine sehr auffallende Netzzeichnung, ähnlich dem Straßennetz einer Landkarte, auf, die wohl ihrer besseren Tarnung dienen soll. Ihre Panzerlänge beträgt nach dem Schlupf etwa 30 mm. Auf diesem Bild sieht man unterhalb der Nasenspitze noch den weißlichen "Eizahn".
"Sonnenbad". Während die jüngsten erst eine Panzerlänge von 26mm aufweisen, haben diese etwas älteren bereits 42mm erreicht.
Ein kleiner Hund namens "Findus" will heute einfach nur spielen...
...
... sieht bedrohlicher aus, als es ist.
Freitag, 28. September 2018
Der letzte Blog: Bilder in der Rückschau, die mir in Erinnerung bleiben:
Abends im Hafen von Rovinj
Spiegelung im Hafenbecken
Salvador Dali lässt grüßen ...
Auffällige Beeren der Stechwinde (Smilax aspera) im Küstenbusch. Verbreitung: Mediterraneum, Kanaren, Äthiopien, Himalaya, Sri Lanka.
Nur selten zeigte die Adria so starke Brandung, im Gegensatz zum September 2017! (Sepia-Bearbeitung)
Freie Interpretation des Sonnenuntergangs vor der Kulisse von Rovinj (unbearbeitet)
Wird fortgesetzt.
Dienstag, 25. September 2018
Mit einigen neuen Bildern erweitert:
Am Felsstrand tauchte überraschend direkt vor unseren Füßen, im typischen Wiegeschritt, ein knapp handbreites, sperrig wirkendes Insekt auf:
Mantis religiosa, Gottesanbeterin, Weibchen, ca 10 cm Körperlänge
Als Silhouette vor dem Meer
In Abwehrhaltung mit den klappmesserartigen Vorderbeinen
Auffallend sind der verlängerte Halsschild und der große, dreieckige, sehr bewegliche Kopf. Während die beiden hinteren Beinpaare als Schreitbeine gestaltet sind, sind die Vorderbeine zu Fangbeinen umgebildet.
Für Insekten oder gar kleine Reptilien ein "mörderisches" Fangwerkzeug: Die dornenbewehrten Fangbeine
Mantis religiosa reinigt mit den Mundwerkzeugen ihre Fangbeine
Hornisse hat eine Grüne Schrecke mit mehreren Stichen getötet und beginnt, sie vor Ort aufzufressen, nachdem ihr das Wegfliegen mit der Beute nicht gelungen ist.
Flügel und Beine sind abgebissen, nun folgt der Kopf der Schrecke
Karstläufer (Adriatische Mauereidechse) verschlingt ein Heupferdchen.
In Istrien äußerst selten geworden und diesmal leider nur auf einer Info-Tafel gesehen
Postillon (Colias croceus,?) saugt Nektar an Blüte
"Steinmännchen" als Vordergrund - eine meditative Szenerie zum Tagesausklang
Nach dem Sonnenuntergang entwickelt sich vor Istrien regelmäßig im Herbst der "reinste" und glühendste Abendhimmel, den ich kenne. Momente der Stille für die Ewigkeit.
Demnächst weitere Bilder von unseren letzten Tagen in Istrien.