Dienstag, 12. Juni 2018
Zwischen den Dorfruinen von 1996 von Mali Ston auf der Halbinsel Peljesac:
Eine kleine Testudo hermanni von 6,5 cm Panzerlänge
Bauchseite
Richtig hurtig verschwindet sie wieder in den verwilderten Gärten. Die Schildkröten werden m.W. weder gesammelt noch verfolgt. Im Gegensatz zum Export von jährlich Hunderttausenden in den 1970er und -80er Jahren.
Zuhause eine schöne "Überraschung": Ich konnte aktuell drei Gelege von Mauremys rivulata, der West-Balkan-Bachschildkröte, bergen, die nun in den Inkubator kommen. Die Geschichte geht weiter...
Ein etwa 9 Monate altes Jungtier von Mauremys rivulata in Südkroatien. Erfreulich. Parallelität: 20 Jahre nach meiner privaten "Erstzucht" liegt in 2018 endlich wieder eine Nachzucht in meiner seit 8 Jahren neu aufgebauten Zuchtgruppe in Reichweite. Vielleicht werden sie einmal für eine Auswilderung in Kroatien gebraucht??
Eine sehr spezielle Beobachtung zum Nahrungsspektrum konnte ich bei den Bachschildkröten auch machen:
Ein adultes Weibchen hat ein ins Wasser gefallenes Laubblatt erspäht.
Das Blatt wird unter Wasser gezogen und von der Spitze her angebissen.
Innerhalb von 6-8 Minuten wird das Blatt in Teile zerbissen und die Teile werden restlos verschluckt. Vegetarische Kost ist bei den M.r. zwar bekannt, aber das Fressen eines terrestrischen Laubblattes konnte zumindest ich in Jahrzehnten noch nicht beobachten, weder in freier Natur noch in meinen Teichanlagen. Immerhin pflegte ich meine erste Bachschildkröte bereits 1966, damals noch ohne jedes Hintergrundwissen.
Ich konnte auch dokumentieren, wie die Bachschildkröten an Land fressen und bedingt schlucken können, aber das ist in diesem Rahmen sicherlich zu speziell.
Im gleichen Bachsystem: Balkan-Wasserfrosch (Pelophylax kurtmuelleri) ?? Nur per Foto kaum bestimmbar.
Mittwoch, 6. Juni 2018
Heute Nachmittag bis zum Sonnenuntergang konnte ich erstmals, von STON kommend, den KRKA-Nationalpark (109 km²) besuchen. Plitvice kannte ich schon von vielen Besuchen, und so war ich gespannt.
In der Schlucht des Flusses wurden in den 1960er Jahren Teile der Winnetou-Verfilmungen gedreht.
Ich kann es schon vorwegnehmen: Kleiner zwar als Plitvice, aber traumhaft schön, und eben von der Küste aus über Skradin (bei Sibenik) sehr leicht erreichbar.
Nur ein paar Bilder will ich noch hochladen, denn morgen früh startet die lange Heimfahrt, und ich sitze hier kurz vor Mitternacht in nächtlicher Stille auf der Terrasse einer kleinen Privatpension, begleitet von einigen Schnaken und dem Ruf der Zwergohreule, neben mir ein Gläschen Rakija ...
Im oberen Parkbereich, dem Eingang "Roški slap", halte ich mich nur kurz auf. Oberhalb des Roški slap in den Karstwänden, wurde 2014 die Oziđana-Höhle (Oziđana pećina) für Besucher geöffnet. In dieser Höhle fand man Fragmente von Keramikgefäßen, Steinartefakte und zwei kindliche menschliche Skelette, die auf 6000 v. Chr. zurück datiert wurden. Da es extrem heiß ist, "verzichte" ich auf den Aufstieg.
Die zierliche Dalmatinische Spitzkopfeidechse (Dalmatolacerta oxycephala) kommt lt. Infotafeln auch an diesen Felswänden vor. (Bild aus MNE)
Nach einer etwas umständlichen Fahrt von mehr als 25 km komme ich zum untersten Eingang Lozovac, wo ein steiler Schotterweg zum "Skradinski-Buk" führt, dem breitesten und höchsten aller Fälle.
Sehr schöne Stege in Top-Zustand führen über die paradiesischen Wasserlandschaften der Krka. Der Besucheransturm hält sich heute, weil Nebensaison, noch total in Grenzen. Mein Glück!
Der rote Punkt markiert Start und Ziel. Leider bleiben mir nur noch zwei Stunden, um den Pfad (gelb) hin und zurück zu steigen. Für einen Fotografen eine quälend kurze Zeit. Aber immerhin: Das Abendlicht passt.
In kroatischen Nationalparks ist die Beschilderung (hier: Reptilien) vorbildlich.
Über kleine Holzbrücken, Treppen und Stege durchwandert man, mal steiler, mal flacher, das verzweigte Netz der Flußarme, Kaskaden und Becken.
Auenlandschaft mit extrem hoher Biodiversität
Als habe man eine ursprüngliche, amphibische Zauberlandschaft betreten. Aber sie ist Realität! Welcher Kontrast nach den kargen Felsformationen auf Peljesac oder gar PAG vom Beginn meiner Balkanreise vor 4 Wochen!
Mittelmeermöwe (Larus michahellis) schwingt sich über eine der Kalksinterterrassen. Die Adria ist nicht weit.
Bald viel mehr davon, Laku Noc - Gute Nacht!
Freitag, den 08.Juni 2018, Vorbachzimmern: Zurück nach einer Reisedauer von genau 4 Wochen und 2 Tagen und 4232 Kilometern Fahrstrecke:
Nach 1100 Kilometern Tagesfahrleistung am Donnerstag , einer reinen Fahrzeit von 11 Stunden plus 40 Minuten Pausen (liebe Kinder: bitte nicht nachmachen!), komme ich am Abend wohlbehalten zuhause an.
In Österreich waren die "Wasserfälle" nicht ganz so idyllisch wie an der KRKA.
Heute stelle ich nun weitere Bilder des fantastischen Gebietes des KRKA-Nationalparks in den Blog. Gefühlsmäßig bin ich noch immer im Gebiet...
Blaufügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo, wahrscheinlich ssp. meridionalis) - einfach unvermeidlich. Sehr häufig an der KRKA und bei Hitze und Sonne ständig in Aktion.
Dreimal "Froschkönig" (Seefrosch, Rana ridibunda) beim Sonnenbad.
Unterwasserpflanzen im kristallklaren Wasser
Im Fluss gibt es 18 Fischarten, davon immerhin 10 (!) endemische Arten, also Arten, die ausschließlich hier vorkommen.
Turbulenzen
"Wasservorhang" bildet skurrile Figuren aus.
"Sog". Die KRKA führt jetzt im Frühsommer noch genügend Wasser.
Faszinierende Farbenspiele und Spiegelungen auf Schritt und Tritt.
Man könnte hier Tage verbringen. Leider ist meine Zeit auf wenige Stunden begrenzt. Das sollte gewiss nicht der letzte Besuch an der KRKA gewesen sein!
Blick über den bewaldeten Canyon in Richtung Adria
Einige der vielen alten Mühlen werden noch erhalten.
Das unterste und größte Wasserfallsystem, der "Skradinski buk" setzt sich aus Rauwackenbarrieren, Inseln und Seen zusammen. Der Skradinski Buk besteht aus 17 Stufen mit einer Gesamthöhe von 45,7 m.
Detail des "Skradinski Buk"
Den wirklich allerletzten Sonnenstrahl nutzt noch eine Ruineneidechse (Podarcis sicula). Weitere Arten sind unter anderem: Panzerschleiche (Scheltopusik), Smaragdeidechse, Griechische Landschildkröte, Scheibenfinger, Sumpfschildkröte, Vierstreifennatter, Leopardnatter, Eidechsennatter, Sandotter.
Pünktlich um 20.00 Uhr bringt uns, eine Handvoll letzter Besucher, ein Shuttle-Bus zurück zum Parkplatz.
Vielleicht schaffe ich es, liebe treue Besucher und "Reisebegleiter" meiner Balkantour, in den kommenden Tagen noch zu einer kleinen Rückschau in Worten oder Bildern. Ich muss, das merke ich schon, all das Erlebte erst noch ein wenig sacken lassen. Ich wiederhole mich: "Gefühlsmäßig bin ich noch immer im Gebiet" ...
Erinnerung an meine allerletzte Balkan-Mahlzeit: Lignje - Tintenfisch vom Rost, Mangold-Kartoffelstampf, Zitrone, viel Knoblauch. Dazu das Tagebuch, Bitter Lemon, Wasser, im Hintergrund das Meer. Mehr braucht es nicht zum Glück.
Dienstag, 5. Juni 2018
Vermischtes: Heute, an einem erholsamen Tag, sammelte ich ganz absichtslos ein paar kleine Details, die meisten in und um das "Kleine" Ston: Mali STON (mali=klein, veliki=groß), der wichtigsten Fischer- und v.a. Muschelzüchter-Region der ganzen Adriatischen Küste.
Gaslampe und Netze für das Nachtfischen
"Brotkorb" für die Fische
Klassischer "Sieben-Zack" für größere Exemplare
Eine Fisch-Konoba an der Südspitze bei Broce, bunte Netze - dekorativ.
Alte Villa an der schmalen Lagune im Süden. Viele abgestorbene Palmen (und andere mediterrane Pflanzen) zeugen noch vom unerhörten sibirischen Kälteeinbruch im Februar 2017, sowohl in Kroatien, z.B. auf Pag, wie auch bis nach Montenegro, mit unter Minus 10°C. Schnee in Montenegro an der Adria!
Silberreiher in der Saline
Ein Scheltopusik (Pseudopus apodus) fühlt sich gut getarnt im erfrorenen Laub des Oleanders. Er wird nach Auskunft Einheimischer hier als Schutz gegen Giftschlangen gerne im Hausgarten gesehen, tatsächlich kann er wohl Bisse der Vipera ammodytes (Hornotter), deren Jungtiere zu seinem Beutespektrum zählen, durch seine Panzerung abhalten. Autos dagegen leider nicht. Er zählt zu den häufigsten Verkehrsopfern auf dem Westbalkan. Man mag sie nicht mehr alle zählen.
Krabbenspinnen-Art auf Cistrose (Cistus incana)
Blühende Seidenbäume, Albizien, schmücken zur Zeit die gesamte Adriaküste in Parks und Privatgärten.
"Albizia julibrissin", Heimat China, Japan
Am Abend noch ein Blick ins Innere der 1996 total zerstörten und erst seit Kurzem fertig restaurierten St. Blasius-Kirche in Ston. Bilder hatte ich schon am Sonntag gezeigt.
Ein paar wenige Nachlese-Bilder von Ston folgen noch, dann hoffentlich bald KRKA und die Wasserfälle bei Sibenik ...
Sonntag, 3. Juni 2018
Die Strecke von Sutomore nach Ston (Halbinsel Peljesac) beträgt nur 147 km. Aber durch die Art der kurvigen Straßenführung, den vielen Verkehr, den Ferry-Transfer in der Boca-Kotorska und nicht zuletzt die schleppende Abwicklung der Grenzformalitäten (EU-Außengrenze!) kommt man kaum über einen Stundenschnitt von 45 km/h hinaus. Außerdem nutze ich die Fahrt für Abstecher in interessante Naturräume (später mehr).
Entschädigt wird man durch traumhafte Ausblicke auf grüne schroffe Steilküste, und ein kurzer Fotostopp oberhalb dem weltbekannten "Hotelstädtchen" Sveti Stefan ist unvermeidlich:
Sveti Stefan - ein "trojanisches Pferd"
Jedes Haus ist als High-Class Luxushotel ausgelegt bei entsprechend horrenden Preisen.
Autofähre und Kreuzfahrschiff in der Bucht von Kotor (Boca Kotorska). Leider hat meine Zeit für die Boca nicht mehr gereicht.
Nach Überschreiten der Grenze, in Kroatien,...
... hier die Nationalflagge Kroatiens ...
... suche ich im Hinterland per Fernglas kleine Flüsschen, soweit überhaupt irgendwie zugänglich, nach Wasserschildkröten ab, und werde von einer alten Brücke aus fündig:
Eine der farbenprächtigsten, kontrastreichsten Emys orbicularis hellenica, die ich in Europa kenne. Extremer Bildausschnitt. (Lumix G9 mit Leica 2,8/200 OIS +1.4x TK). Das Tier ist äußerst scheu, und taucht sofort wieder ab.
Unter Wasser wirkt die Zeichnung ein wenig verzerrt, aber die Schönheit und dennoch Mimikry der Zeichnung bleibt gut erkennbar.
In der Ufervergation eine Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo). Kamera und Objektiv wie vorangegangene Aufnahme und damit äußerst flexibel.
Gleich werde ich wie auf der Herfahrt "meine" West-Balkan-Bachschildkröten nochmal besuchen können. Hier die eher dokumentarischen Bilder.
Doku: Eine Emys o.h. und eine M. rivulata begegnen sich im klaren Bachwasser, nehmen aber wie immer kaum Notiz. Beide Arten leben oft im gleichen Lebensraum zusammen.
Die Emys o.h. und ihr Schatten ...
Die Mauremys rivulata und ihr Schatten ...
Das tut im Herzen weh: Eine von Autos zertrümmerte Mauremys rivulata. Da nutzen auch die schönen Bildtafeln der EU und NGOs im Konavle Field wenig.
Wildwechsel auf Kroatisch. Hier sind mal eher die Autos gefährdet!
Gegen 19.00 Uhr angekommen und ein erster Blick auf die Verteidigungsmauer von Ston, Bastion zwischen Osmanen und Venezianern in all den Jahrhunderten. In etwa einer Stunde liegt STON bereits im Schatten.
Eine der nach Beschuss und Erdbeben restaurierten Bastionen
Entspanntes südländisches Straßenleben im ruhigen STON.
Am Rathaus: Flagge Kroatiens (Hintergrund) mit rot-weißem Karo, davor die der Gespannschaft Dubrovnik
Straßenleben in Ston im warmen Abendlicht, unverkennbar kroatisch. Patriotismus ist überall in den balkanischen Ländern stark ausgeprägt.
Am morgigen Montag werde ich die die sicherlich schweißtreibenden fünf Kilometer der längsten derartigen Mauer in Europa "erklettern" und freue mich schon auf die Panoramen!
Erstmal beziehe ich das kleine Apartment am Rande der Altstadt. Nachtrag: Um 23.00 Uhr bin ich wieder hellwach: Nicht nur der andauernde monotone Ruf der Zwergohreule, sondern ein hohes, bellend-jaulend-winselndes Heulen elektrisiert mich: Goldschakale! Ganz nah!
Derzeitige Ausbreitung des Goldschakals (Canis aureus, aus Wikipedia)
Und so klingt das auf einer Amateuraufnahme der "Schakaaaalö" bei Ston: Schakale jaulen nachts auf Peljesac / Kroatien - YouTube
Hier wird sogar Weinwerbung mit den Schakalen gemacht...
Montag, 4.06.2018:
Begehung der "Chinesischen Mauer". Das Panorama zeigt: Mauer, Altstadt von STON, Meeresbucht, Salinen, bewaldete Berge von Süd-Peljesac. Postkarten-Motiv.
VELIKI STON wurde bereits 1333 nach Renaissance-Plänen entworfen, 200 Jahre wurde daran gebaut, und es hat trotz zahlreicher Kriege und Erdbeben sein einmaliges Flair bis heute bewahren können.
Und noch ein Panorama! Die meisten Häuser sind nach dem Katastrophen-Jahr 1996 wieder schön aufgebaut. Die Bevölkerung musste damals wegen Einsturzgefahr oder Zerstörung der Häuser zweieinhalb Jahre in provisorischen Zeltlagern verbringen. Das Betreten der Altstadt für die Zivilisten war nicht erlaubt.
Der "Gegenschuss" auf Teile der Mauer, von den Salinen aus gesehen.
Die Hauskatzen kommen auf Peljesac nicht zu kurz! SeaFood.
Am Spätnachmittag, nach der größten Hitze, eine Fahrt in den Inselnorden (4.06.):
Blick gen Westen aufs weite Meer mit Insel KORCULA
Ich darf in Potomje eine kleine Weinprobe nebst wunderbarer Erklärung genießen. Die weltbekannten Rotweine von Peljesac kommen aus der Gegend von Potomje. Ich starte die Rückfahrt durch die Berge. Große Waldflächen sind schwarz von den riesigen Feuern im heißen Sommer 2017.
Plötzlich zieht der Himmel zu und leichter Regen setzt ein:
Großes Kino in der Bergwelt
Die Sonne verschwindet bei Druce hinter den hohen Bergen im Nordwesten. Welch ein Tag!
0.30 Uhr: Zwergohreule ruft ganz nah, Nachtigallen singen verhalten im Buschwerk, sporadisch ein Laubfrosch, in den Bergen jaulen die Schakale. Sonst nur Stille. Momente für die Ewigkeit.
Hörbeispiel Ruf der Zwergohreule:
Morgen früh, Mittwoch, 06.06., breche ich zu den KRKA-Fällen auf, wo ich noch nie war. Bis dann.
Samstag, 2. Juni 2018
Noch einige Bilder von heute von meiner Lieblings - "Oase", einer Bucht bei Petrovac.
Morgen geht dann die Reise wieder nordwärts zur Stadt Ston auf der Halbinsel Peljesac, wo ich vier Tage eingeplant habe.
Im Dschungel des Sumpfgebietes - Sonnenplätze sind manchmal schwer zu erklimmen, und der Fotograf hat´s auch nicht leicht durch´s Geäst zu blicken...
In der Population gibt es Jungtiere verschiedenen Alters.
Auch im Dschungel und gut getarnt, Grünfrosch (Pelophylax spec., wahrscheinlich P. kurtmuelleri)
Seine Färbung kann auch ins Bräunliche spielen
Hier sind auch die lauernden Ringelnattern (N.n.persa) nie weit weg.
Immer wieder attraktiv: Somatochlora meridionalis
Mein Abschiedsbild, die kleine Felseninsel mit der Kirche. Erst in der Vergrößerung sieht man die Tausenden von Fahlseglern und Schwalben in der Luft.
The End - das war´s dann (vorläufig) in Montenegro! Schade, die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Dobrodosli auf Peljesac!