Sonntag, 13. Mai 2018
Sommerliche 26-27°C, Frühjahresaktivität der Reptilien, intakte Lebensräume, enorme Artenvielfalt: Für Reptilienliebhaber ein paradiesischer Fototag heute, bevor morgen der Regen einsetzen soll und vielleicht die Stunde einiger Amphibien schlagen könnte.
Schon die zweite Landschildkröte, diesmal ein Männchen, hier auf Pag, wo sie ja nicht häufig sind. Sie gehört zur Nominatform (Testudo hermanni boettgeri) und laut Mario Schweiger nicht zur UA hercegowinensis. Das Tier ist fast ausgewachsen und etwa 13.5cm lang (CL), demnach eine auf Inseln häufige Zwergform.
Kurzes Umdrehen muss trotz heftiger Gegenwehr sein, die Wissenschaft erfordert es...
Auch die Europäischen Sumpfschildkröten (Emys orbicularis hellenica) bilden hier wie erwähnt eine sehr kleine Zwergform aus. Möglicherweise ist das aber auch nur eine genetisch nicht fixierte sog. "Hungerform", den geringen Nahrungsbedingungen geschuldet. 11,5 cm Carapax-Länge (CL) sind beileibe für ein adultes Exemplar nicht viel. Deutlich erkennbar der im Alter stark korrodierte Rückenpanzer. Die Population befindet sich im Inselnorden. Ohne -wie in meinem Falle- detaillierte Fundortkenntnis aus vergangenen Jahren, zuletzt bei mir 2010, findet der Laie die Tiere im Sumpfgebiet kaum. Gut so.
Mehrere Pärchen waren heute bei Paarungsversuchen, sprich Aufreiten der Männchen, trotz dichter Vegetation zu beobachten. Dabei ging es recht lebhaft zu.
Einen mit 85 cm Länge fast erwachsenen Scheltopusik (Pseudopus apodus) konnte ich von der Fahrbahn retten.
Das obligatorische Foto dürfte das kleinere Übel angesichts herannahender Autos gewesen sein...
Und ein Portrait musste natürlich auch noch gemacht werden. Das friedliche Tier beißt nicht. Mit bis zu 1,4 m Körperlänge ist es die größte Verwandte unserer Blindschleiche. Gut erkennbar die flexible Seitenfalte, um das Atmen des ansonsten sehr steif wirkenden Schuppenträgers zu ermöglichen. Der Scheltopusik hat arttypische breite Zähne, mit denen er seine Beute zermalmt, die je nach Lebensraum vor allem Insekten und Schnecken, seltener kleine Vögel und deren Eier oder kleine Säugetiere wie Mäuse umfasst.Vom Straßen-Asphalt kommt er im Stress kaum schnell genug herunter, alleine heute zählte ich leider vier totgefahrene Exemplare, wahrscheinlich meist "liebessuchende" Männchen.
Und mal wieder der hier recht häufige Karstläufer (Podarcis melisselensis), ein schönes Männchen beim Sonnenbaden.
Unweit davon das zugehörige Weibchen. Apropos Sonnenbaden: Ein netter älterer Kroate vom Typ "Janosch" beobachtete mich beim ausdauernden Fotografieren "oben ohne" am Gewässerrand: "Sie sind sehr geduldig. Aber von 12-16.00 Uhr sollten Sie sich ein Hemd anziehen oder guten Sonnenschutz verwenden, mindestens Faktor 30." Sprachs, und verschwand in seinem Lieferwagen mit frisch gezapften drei großen Wasserbehältern von der Quelle. Wie Recht er doch hat. Die erwähnten Schutzmaßnahmen hatte ich - nur leider im geparkten Auto ... Später sah ich, dass er mir etwas hinterlassen hatte:
Frisches Quellwasser von Novalja, genauso gut wie originalverschlossenes! Und kalt! Im Hintergrund die kleine Kapelle, vor der sich die o.g. Landschildkröte tummelte.
Schon wieder solch ein netter und hilfsbereiter Kroate, erst vor zwei Tagen halfen sie mir aus einer unangenehmen Reifenpanne, die ich im "Outback" kurz vor Einbruch der Nacht hatte.
Anschließend hatte sich das grüne "Tarn-T-Shirt" sogar nochmal gelohnt:
Die Balkan-Zornnatter (Hierophis gemonensis) beobachtete mich aus sicherem Versteck, aber hielt mich wohl doch für einen Teil der Vegetation ... Sie ist normalerweise äußerst scheu und flüchtet bei geringstem Anlass laut polternd. Beim Ergreifen würde sie, wengleich ungiftig, doch unangenehm beißen. Also belässt man es beim distanzierten Fotografieren aus rund einem Meter Abstand mit reichlichen 840 mm Tele-Brennweite. Auch dieses Portrait stand auf meiner Wunschliste ... bis heute! Die Balkan-Zornnatter frisst bevorzugt Eidechsen und große Insekten, aber auch kleine Säuger und Jungvögel.
Und weil sie die Bienenfresser so liebt, gibt es speziell für Ursel auch heute nochmal Bienenfresser, gleich 14 Stück auf dem Zaun:
Natürlich mit "Pager Klatschmohn".
Pärchen Bienenfresser (starker Ausschnitt)
Freitag, 11. Mai 2018
Wer die versprochenen Farben vermisst haben sollte, hier sind sie.
Bienenfresser
Bienenfresser (Merops apiaster) an der Brutwand (an der Straße aus dem Auto, keine Störung)
Männlicher Rotrücken-Würger (Lanius collurio)
Singende Grauammer (Emberiza calandra)
Balzender Weidensperling (Passer hispaniolensis). Diese hübschen Sperlinge sind die wahren Kobolde unter den Sperlingen und klar einer meiner Lieblinge. Leider kann ich das lebhafte Verhalten nicht animieren... da ist wirklich etwas geboten. Und laut ist es auch...
Und auch mit diesem Bild der wunderschönen Turteltaube (Streptopelia turtur) konnte ich mir einen jahrelang gehegten Wunsch erfüllen. Und Glück hatte auch sie, um den etwa auf Malta lauernden, massenhaften sog. "Jägern" sprich Vogelmördern entkommen zu sein.
Käfer im Inneren der Klatschmohnblüte. Nirgendwo blüht übrigens der Mohn so leuchtend wie auf Pag ...
Braunkehlchen (Saxicola rubetra), männlich
Sumpf-Siegwurz (Sumpfgladiole, Gladiolus palustris)
Gladiolus palustris
Jagdfasan, Männchen
Feuerlibelle (Crocothemis erytraea) an einem Tümpel
Karstläufer-Eidechse (Podarcis melisselensis), Paarungsversuch
Europäische Sumpfschildkröte, kleinwüchsige Inselform von PAG (Emys orbicularis hellenica, adultes Weibchen, Panzerlänge 12,5cm, Gewicht ca. 200 Gramm) mit vier tastbaren Eiern. Im Gebiet der Salinen ist sie zwar noch nicht ausgestorben, aber doch stark gefährdet durch Lebensraumzerstörung, Absammeln, Landwirtschaft und Vermüllung. Nach 6-stündiger akribischer Suche fand ich drei Jungtiere (3-jährig) und zwei Erwachsene. Noch in den 70er Jahren konnte man hier leicht 150-300 Tiere finden. Immerhin reproduziert sich der Bestand in geringem Maße, und das gibt ein wenig Hoffnung. Besser sieht es an den beiden größeren Seen aus. Eine dauerhafte Rettung scheint mir, wie bei vielen Arten, erst mit dem Verschwinden des Homo sapiens von diesem Planeten gegeben.
Dienstag, 8. Mai 2018
Endlich startklar, das Auto gepackt: Am morgigen Mittwoch, den 9.Mai 2018 startet die Reise auf den Balkan. Die wichtigsten geplanten Stationen sind der Reihe nach:
Rot = die geplanten Stationen im Überblick:
Kroatien: Insel PAG (Kvarner Bucht, Norddalmatien), Halbinsel Peljesac (Mitteldalmatien)
Bosnien-Hercegowina mit Neretva-Delta und Süßwasserseen
Montenegro: Küste bis Ulcinj und Halbinsel Ada, Hinterland bis montenegrinisch-albanische Alpen (soweit möglich), Skutari-See
Albanien: Skutari-See (Skadarsko Jezero), nördliches Albanien, evtl. Randbereiche albanische Alpen
Kroatien: Rückfahrt nochmal einige Tage Halbinsel Peljesac mit Abstechern nach Korcula und Bosnien-Hercegowina
Rückkehr Juni 2018
Der Schwerpunkt liegt natürlich auf Flora & Fauna & Landschaft in vom Tourismus weniger berührten Gebieten mit hoher Artenvielfalt.
Ich hoffe auf gute WLAN-Verbindungen und "Futter" für den Foto-Blog. Nun steigt das Reisefieber rasant. Aber es sind auch einige Tausend Kilometer Fahrtstrecke unfallfrei zu überwinden.
Bis bald, Dovidjenja und Laku Noc, Gruß, Wolfgang
Heute INSEL PAG: Erste Eindrücke:
Vom rapsgelben Hohenlohe ...
und dem blütenreichen heimischen Garten...
... ging es heute über die (nach Jugoslawienkrieg 1991-95 tw. zerstörte) nun wiederhergestellte Brücke...
...auf die Insel PAG (Otok Pag), ...
... die sich wie erwartet zunächst karg und steinig präsentierte,
... mit ihren vielen Steinmäuerchen und berühmten Pager Schafen, bei angenehm-sommerlicher Wärme von rund 26°C.
Stachelig und widerborstig kann sie auch sein, aber bald werde ich auch noch andere Oasen der Artendiversität und reichen Fauna und Flora aufsuchen.
Der Sonnenuntergang zeigte sich schon mal von tiefer Farbigkeit über den geschwungenen Felsrücken dieser bizarren Insel in der Kvarner Bucht. Seit nunmehr 37 Jahren eine meiner absoluten Lieblingsdestinationen... Ich hoffe, bald Eindrücke davon vermitteln zu können.
Donnerstag, 3. Mai 2018
In wenigen Tagen startet eine neue Naturreise. Einige Fotos von meinem letzten Besuch in 2010 sollen einen Vorgeschmack bieten. Genaueres in Kürze...
Ophisaurus apodus, Scheltopusik, die größte Schleiche Europas
Zamenis situla, Leopardatter, die bunteste Schlange des Balkans
Das Wörterbuch war schon 2010 politisch nicht mehr ganz korrekt, "Serbokroatisch" wäre heute extrem verpönt ... Die riesige Mittelmeer-Erdkröte Bufo bufo "spinosa" hat deshalb den "Daumen" drauf ...
Mehr Infos in den kommenden Tagen.
Sonntag, 15. April 2018
Bei den Europäischen Sumpfschildkröten hat ebenfalls die Paarungszeit begonnen. Das Männchen reitet unter Wasser wie auch am Land auf.
Männliche Breitrandschildkröte (Testudo marginata) "stöhnt" laut vernehmlich bei der Paarung.
Ringelnatter (Natrix natrix) - Portrait eines Weibchens (KL 105 cm)
Ringelnatter schwimmend (Männchen), nimmt Witterung des Weibchens auf. Paarungszeit.
Junger Wasserfrosch lebt gefährlich
Ringelnatter auf Beutesuche
"Paarungsrad" von Sympecma fusca, der Winterlibelle
Schlüsselblume mit Streckerspinne (Tetragnatha extensa)
Schlüsselblumen am Tümpel
Sumpfdotterblume
Rohrkolben - Samenstand
Schattenriß im Röhricht
Wiesenschaumkraut
Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum) im Gegenlicht, fotografisch immer wieder reizvoll.