Samstag, 3. Dezember 2016
06.12.2016: Allerletzter Nachtrag vor Ort zur Fauna. Vor allem der Gestreifte Kanarenskink (Chalcides sexlineatus) hat meinen Ehrgeiz geweckt und ich hab nochmal einiges an Zeit und Mitteln investiert, um ihn aufzusuchen und möglichst im Ganzen auf´s Bild zu bekommen.
Chalcides sexlineatus - Gestreifter Kanarenskink, ein glänzendes Juwel. Endemisch auf Gran Canaria.
Im Falllaub sind die etwa 15 cm langen Tierchen aus der Gattung der Walzenskinke gar nicht so leicht zu entdecken.
Dabei entstanden noch einige nette Ansichten von den Rieseneidechsen sowie von Rana perezi, dem Iberischen Wasserfrosch, Sonnenzeiger- und Madeira-Heidelibellen.
Rana perezi - Iberischer Wasserfrosch
Rotader-Sonnenzeiger (Trithemis arteriosa), Männchen, an einer Quelle. Vorkommen v.a. im Maghreb, den Kanaren und Südtürkei.
Madeira-Heidelibelle, Männchen (Sympetrum <striolatum> nigrifemur). Die schwarzen Beine sind tw. (Femur) gelblich längsgestreift.
Rahmstreif-Blaupfeil (Orthetrum chrysostigma), Männchen, in Afrika weit verbreitet, in Ausbreitung in die Mittelmeerländer befindlich.
Und nun noch einige Studien von Gallotia stehlini - der Kanarischen Rieseneidechse speziell für die Eidechsenfreunde...
Zuhause wird sicher noch eine Nachbearbeitung des Erlebten und Gesehenen erfolgen und in einem eigenen Blog-Thema "Dies und Das" Niederschlag finden.
Bis bald - Hasta Luego und Adios!
05.12. 2016: Ergänzende Bilder der Fauna: bitte ganz nach unten scrollen.
GALLOTIA STEHLINI: Aktuelle Beobachtungen vom 04.12.2016 dem gestrigen Blog vorangestellt:
Ich hatte ja gestern Abend eine stark frequentierte Stelle beim FARO gefunden, wo sich eine stabile Population von einigen Männchen, darunter zwei kapitalen mit mindestens 60 cm Gesamtlänge, mehreren kräftigen Weibchen und kleinen Jungtieren von 15 cm Länge aufgebaut hat. Deren Lebensraum ist die Oberkante der Steilküste mit Lavagestein und Großkieseln. Sie werden hier von Passanten auch gefüttert und erreichen wohl auch deshalb diese Ausmaße. Allgemein werden aufgrund des guten Nahrungsangebotes anthropogene Lebensräume am häufigsten besiedelt, was nicht immer "ästhetisch" wirkt.
Das erwähnte kapitale Männchen erinnert an urzeitliche "Drachen".
Ein weiteres hat einen Aussichtspunkt gewählt - im Hintergrund übrigens das Meer. Außer den vegetationslosen Dünenbereichen von Maspalomas besiedeln sie alle Lebensräume von GC bis in 1900 Meter Höhe über dem Meer.
Nur etwa 20 Meter von dieser Stelle entfernt...
....mal wieder ein Regenbrachvogel. Auch heute waren selbst an der sanfteren Südküste die Brecher mächtig und die "Rote Flagge" war aufgezogen. Die Surfer störte das wenig.
Die dunklen Steine heizen sich tags auf und geben Nachts die Wärme ab - die Tiere liegen dann direkt unter diesen "Heizkörpern".
Spalten und Zwischenräume dienen als hervorragende Verstecke. Tiere jeden Alters werden potentiell zur Beute von See- und Greifvögeln, Ratten, Katzen, Hunden und eingeschleppten Amerikanischen Königsnattern (Lampropeltis sp.) wie auch afrikanischen Weißbauchigeln, sowie als vermeintliche landwirtschaftliche Schädlinge tw. erbittert bekämpft. Ihre Nahrung ist nämlich überwiegend vegetarisch. Und so kann schon sein, dass mal eine Tomate angefressen wird....
Da zeigt sich schon die erste Ratte. Vermutlich werden sie sich auch an den Eiern der Eidechsen "vergreifen" und die Population klein halten.
Jungtier mit charakteristischer Zeichnung. Von den Erwachsenen scheinen sie nicht behelligt zu werden. Sowohl Jungtiere wie Erwachsene sind zu Lautäußerungen befähigt! Übrigens hat jede Insel des kanarischen Archipels ihre eigene Art entwickelt. Gallotia stehlini von GRAN CANARIA ist die größte und nicht bedroht, im Gegensatz zu einigen anderen Inselarten.
Hier sind Häutungsfetzen zu sehen sowie ein Befall mit roten Zecken oder Milben.
Ein erklärtes Ziel meiner Reise war die Beobachtung der Kanarischen Rieseneidechse. Da sie fast überall auf der Insel vorkommen soll, erklärt sich mein erst später Sucherfolg mit dem teils recht unbeständigen Wetter und der kühleren Jahreszeit allgemein. Aufgrund eines Tipps versuchte ich es gestern ein 2. Mal im Palmitos Park, wo die Echsen in den Randbereichen frei umherlaufen sollen. Diesmal war die Witterung günstig, an geschützten Stellen herrschten sicherlich mehr als 25°C.
Hier ein sich sonnendes Pärchen der Kanarischen Rieseneidechse Gallotia stehlini. Das deutlich größere Männchen ist leicht erkennbar. Auch sind ihre Köpfe kantiger und wuchtiger, dabei deutlicher vom Rumpf abgesetzt als die der Weibchen.
Die folgenden Fotos zeigen Männchen. Die größten Tiere schätze ich auf eine Gesamtlänge von nicht mehr als 60 cm. Es sollen aber Männchen bis gut 70 cm Gesamtlänge vorkommen. Jetzt, um 14.00 Uhr, waren die Echsen etwas agiler, aber generell nicht als "flink" zu bezeichnen.
Oftmals lugten nur die Köpfe aus den Gesteinsspalten. Hier das imposante Portrait eines Männchens.
Charakteristisch ihre fast "krokodilähnlichen" dreikantigen Schädel.
Hier zeigt sich ein ausgewachsenes Weibchen. Deutlich kleiner als die adulten Männchen. Die Fluchtdistanz lag bei den Weibchen bei etwa einem Meter, die Männchen zogen sich bereits ab zwei bis 3 m zum Fotografen zurück, sodass das Makrotele erforderlich war. Ich konnte auch einige Jungtiere von etwa 15 cm Gesamtlänge umherhuschen sehen.
Noch am gleichen Tag, gestern gegen Abend, fand ich dann drei weitere Exemplare direkt am Küstenfelsen nahe dem Faro in der Abendsonne. Da sie standorttreu sind, konnte ich alle drei auch heute, Samstag, erneut sichten.
Abschließend die Verbreitungskarte der Gattung "GALLOTIA" auf den einzelnen Inseln des Archipels:
Bei diesem kleinen Reptil handelt es sich um eine endemische, das heißt: nur auf Gran Canaria vorkommende Art, nämlich den Gestreiften Kanarenskink (Chalcides sexlineatus). Die lebendgebärende, wie bei allen Skinken dünnbeinige Art, besiedelt feuchte bis trockene Areale der Insel vom Flachland bis in die Höhenlagen, ist aber aufgrund ihrer versteckten Lebensweise etwas seltener zu beobachten. Sie bleiben fast immer im nahen Bereich der Gesteinsspalten, und ich konnte zunächst kein Tier gänzlich frei beobachten.
Die Überraschung war aber auch für mich groß, als sich das Tier kurzerhand umdrehte, und so der smaragdglänzende Schwanz zum Vorschein kam.
Zu guter Letzt möchte ich noch einige weitere Tierarten vorstellen, deren Beobachtung in den letzten Tagen gelang:
Zilpzalp (Phylloscopus collybita), wahrscheinlich überwinternder bzw. durchziehender Europäischer Zilpzalp. Die Kanarische Lokalform ist heller mit gelblichen Beinen. Starker Ausschnitt, Belegaufnahme.
Diese kleine Prachtfinkenart ist ursprünglich in Afrika beheimatet. Es ist aber schon seit 1964 bekannt, dass es einige brütende Populationen in Spanien und Portugal geben soll. Ich war dann doch etwas überrascht, den Wellen-Astrild (Estrilda astrild) in kleinen Gruppen freifliegend im Bereich des Palmitos Parkes vorzufinden. Aufmerksam wurde ich durch ihre feinen Stimmchen in dichtem Gebüsch. Die Aufnahme der nur 11-13 cm kleinen Vögelchen entstand unter schwierigen Bedingungen gegen den Himmel. Belegaufnahme.
Ein weiterer Neozoe fiel mir erst heute auf, als ich in Nähe des FARO die schon anfangs beschriebenen Halsbandsittiche genauer betrachtete. Erst jetzt bemerkte ich, dass es sich hier um zwei verschiedene Arten der so auffällig kreischenden, pfeilschnellen Sittiche handelte. Das Tele mit angesetztem Konverter brachte dann bei schlechten Sichtverhältnissen und einsetzendem Regen sogleich Gewissheit:
Die etwas kompakteren Sittiche mit grauweißlicher Stirn und Brust waren eindeutig Mönchs-Sittiche (Myiopsitta monachus), die hier gemeinsam mit Halsbandsittichen eifrig an den Früchten der Kanarischen Dattelpalme knabberten. Ein Halsbandsittich ist über den beiden im Anflug zu sehen. Weiter rechts Weidensperlinge.
Mönchsittiche, ursprünglich in weiten Teilen Südamerikas beheimatet, besiedeln inzwischen Teile West- und Südeuropas in reproduzierenden Kolonien von Großbritannien bis Spanien und Portugal und auch Israel. Ein Fotobeleg aus Barcelona liegt mir persönlich seit Jahresangfang vor.
Zum guten Schluss für heute mal kein weiterer Neozoe ("Neubürger"), sondern ein Durchzügler aus dem hohen Norden Eurasiens, ein Grünschenkel (Tringa nebulosa), an der Brackwasser-Lagune von Maspalomas rastend:
Grünschenkel im Flachwasser auf Nahrungssuche
Hier in der Lagune, ich erwähnte es an früherer Stelle, ist auch für Fischfresser reichlich Nahrung in Form der von Afrika bis in die Tropen der ganzen Welt verbreiteten bzw. eingeschleppten Tilapien, einem maulbrütenden (ovophilen), sehr anpassungsfähigen Buntbarsch:
Mosambik-Tilapia (Oreochromis mossambicus)
Den wärmeliebenden Iberischen Wasserfrosch (Rana perezi) habe ich an verschiedenen Stellen, selbst kleinsten Pfützen, mit Süßwasser vorgefunden. Die zweite Froschlurchart auf Gran Canaria, den Mittelmeer-Laubfrosch (Rana meridionalis) konnte ich nur akustisch wahrnehmen.
Die Tierwelt kann ich noch um zwei weitere Belegfotos ergänzen:
Ein Kanaren-Pieper (Anthus berthelotii) im Vorgebirge nördlich von Maspalomas.
Sowie eine weit verbreitete Spinnenart:
...die ihre Baldachin-Netze oft in Opuntien oder Agaven baut.
Schließlich noch eine in den Dünen von Maspalomas häufige Käferart:
Ein afrikanischer Schwarzkäfer krabbelt emsig eine Düne hinauf und hinterlässt eine unverwechselbare "Raupenspur".
Mein kleiner und begrenzter Einblick in die Fauna soll damit sein vorläufiges Ende finden.
Leider nur noch ein Tag Aufenthalt, und dann wird sich symbolisch die folgende Szene auch bei mir abspielen:
"Time to say good by" - Zeit zu gehen, besser "zu fliegen". Am Mittwoch, den 7.Dezember geht mein Flieger ins kalte Deutschland...Noch heute 5.12., hatten wir Tagestemperaturen von 27-30°C hier in Maspalomas.
Donnerstag, 1. Dezember 2016
Bei bis zu 27°C Lufttemperatur machte ich heute einen etwas entspannteren "Pausentag" ohne Auto.
Ich möchte daher nur die vier schönsten Phasen eines wiederum "wilden" Sonnenuntergangs zeigen. Er findet momentan kurz nach 18.00 Uhr statt und dauert afrika-typisch nicht lange.
"Heimkehr der letzten Strandwanderer". Wie auch für die Seefahrer dient der weithin sichtbare "FARO" bestens als Orientierung.
Mittwoch, 30. November 2016
Heute bei klarem Wetter und angenehmen Temperaturen nie unter 22°C stand eine Erkundung des Inselwestens auf dem Programm.
Blick vom "Mirador de Balcon" auf die schroffe Westküste bei Ardea.
Leider war die Küstenstraße von Ardea nach Agaete gesperrt, sodass ich zu "meinem Glück gezwungen" wurde: Eine tolle Alternative sollte es werden.
Die äußerst enge und steile Serpentinenstraße von Aldea bis hinauf nach Acusa und Artenara und ins Gebiet der Inselriesen Roque Nublo und Roque Bentayaga bot fantastische An- und Aussichten.
So konnte ich den Roque Nublo mal nicht im "Nebel" sondern bei klarem Abendhimmel fotografieren. Mindestens ebenso imposant und an amerikanische Canyons bzw. den Monument NP erinnernd, war die Panorama-Sicht auf den steilen Vulkanschlot des Roque Bentayaga.
Mehr als vier Bilder in den Blog schaffe ich heute nicht mehr, der Tag war lang, die Fahrt ging, mit vielen Stopps, von 11.00 - 20.00 Uhr. Auch ein herrlich gelegener "Kaktusgarten", angeblich "der größte der Welt", lohnte einen 90-Minuten-Mittags-Stopp!
Morgen gibt´s dann mehr von diesem Super-Erlebnis-Tag in einer Traumlandschaft.
Der Kaktus- und Palmengarten, nebst vielen einheimischen Arten, mit Pflanzenraritäten speziell auch von Madagaskar, alles bestens beschriftet und picobello gepflegt, liegt als Landschaftspark bei Tocodoman kurz vor der Westküste vor Aldea.
Nach etwa 1,5 Stunden Serpentinenfahrt auf schmalster Straße, drei Stauseen passierend, von Meereshöhe bis auf rund 1700 Meter hinauf, dominierte lange Zeit der imposante Roque Bentayaga. Nicht nur einmal mussten sich begegnende PKWs ihre Fahreraußenspiegel einklappen...Millimeterarbeit, die Spaß machte, mir jedenfalls.
Hier hatte ich das Glück, endlich beide Berg-"Persönlichkeiten" und zugleich altkanarische Kultstätten, mit schönem Opuntien-Vordergrund gemeinsam auf ein Bild zu bringen.
Der Roque Nublo, der mir letzten Sonntag so viel Kältetoleranz abverlangt und dafür noch viel viel mehr mystische Stimmung geschenkt hatte: Heute im letzten Licht mit einem nur kleinen "Fähnchen".
Hier das letzte Bild des Tages: Eine Panorama-Abendrot-Impression auf den Roque Bentayaga. Ganz oben in der Bildmitte die superfeine Mondsichel.
Dienstag, 29. November 2016
Am Rand der riesigen Dünenlandschaft von Maspalomas hatte ich schon vor Tagen eine Art "Palmenoase" -allerdings momentan ohne Wasserführung- entdeckt, die neben ihrer bizarren, Sahara-ähnlichen Anmutung noch zusätzlich durch Verkokelungsreste meine fotografische Aufmerksamkeit erweckt hatte.
Nur hatte ich erst gestern Abend, den 28.11., wegen des bevorstehenden Wetterumschwungs die mir innerlich vorschwebenden dramatischen Lichtverhältnisse, auf die ich spekuliert hatte.
Als Mitteleuropäer habe ich mich noch nicht sattgesehen an der symmetrischen Grafik der Kanarischen Dattelpalme.
Das Ambiente wie aus dem afrikanischen Bilderbuch: Die "blauen Berge" und aufziehendes Gewölk, im Kontrast dazu die Wanderdünen, die übrigens aus Korallen- und Muschelmaterial bestehen, welches der Wind in langen Zeiträumen von Süden her aufgetürmt hat.
Das blauschwarze Gewölk wird immer dunkler.
Verkokelte Äste in Szene gesetzt. Bizarr-fotogen. Abgesehen davon bilden Wald- und Buschbrände eine latente Gefahr. Viele Arten haben sich in Millionen von Jahren daran angepasst.
Auch diese harten Blattstrüncke haben den Brand des Sommers überstanden.
Die "rollenden Dornbüsche" lassen sich durch den Wind verbreiten.
"Verkohlte Finger" ragen in den Nachthimmel.
Mein absolutes Lieblingsbild des heutigen Tages.
Sonntag, 27. November 2016
Kleiner Nachtrag vom heutigen Montag: Dieser gestrige Blog ist nun ergänzt und fertig. Also unverzagt runterscrollen...Viel Spaß. War ein toller Tag gewesen.
"Heute sollte es von Meereshöhe Null auf den mit 1813 Metern zweithöchsten Berg (nach dem Pico de las Nieves mit 1949 m) von Gran Canaria gehen: Den ROQUE NUBLO..."nublo" heißt übrigens Nebel...
Vormittags bei angenehmen 25°C noch schnell die Kamera geholt und 10 Jahre nach Neusiedler-See-Zeiten wieder mal IHN erwischt...
...den Wiedehopf (Upupa epops), beim Stochern im nassen Gras.
Kurz vor 12.00 Uhr Mittags gings dann wieder mit dem Dacia Stepway los. Die Karten studiert, mit etlichen Fotostopps unterwegs.Und so sollte er aussehen, jedenfalls aus irgendeiner Perspektive in Augenhöhe.
Die sollte ich aber erst in fünf Stunden erreichen, wenn überhaupt, denn: Die Berge dort oben , während die Dünen von Maspalomas wie immer grell in der Sonne leuchteten, schienen dick in Wolken gepackt.
Mein erster Stopp war ein bekannter und noch weit vor Fataga:
Erst ein paar Hundert Höhenmeter und 30 Autominuten zurückgelegt. Euphorbien eignen sich immer wieder perfekt als Vordergrund.
Die Kamelfarm samt "Kamelsafaris" vor Fagate war gar nicht mein Ding
13.23 Uhr: Dieser Block konnte es sicher nicht sein...
14.05 Uhr: Rein optisch käme dieser schon eher in Frage.
14.42 Uhr: Dieser "Schlot" brachte mich am Punto de la Cruz Grande doch schon ein wenig ins Grübeln. Aber die Meereshöhe: erst 1251 Meter. Und Leitungsdrähte?? Nein.
Weiter gings in immer steileren und engeren Serpentinen auf der GC-60.
15.26 Uhr (Ortszeit): Das könnte er sein. Aber wo ist der Wanderweg dorthin? Zwischenzeitlich hatte es kurz genieselt, Temperaturen bei 12°C, die langen Hosen angezogen und die Sandalen gegen Wanderschuhe getauscht. Selten ein Sonnenstrahl durch die Nebeldecke, die alles wie Watte da oben einhüllte.
Plötzlich riss für Momente die Wolkendecke auf, 1700 Meter tiefer unten mein Ausgangspunkt: Der Atlantik im gleißenden Licht. In Maspalomas haben sie den ganzen Tag Sonne. Welcher Ort die bessere Wahl heute war...?
15.34 Uhr: Der "Schweinerüsselfels" sah dem "Nublo" eher nicht ähnlich. Aber nun kamen Hinweisschilder auf Wanderparkplätze und Wegetafeln zum Roque Nublo. Wir hatten Ayacada und Timacada hinter uns, und ich ahnte noch nicht, dass noch 2 1/2 anstrengende Stunden tw. steilen Weges und Temperaturen unter 5°C auf mich warten würden. Zum Glück hatte ich eine taugliche Kapuzenjacke dabei und die Schuhe gutes Profil.
Wie es weiterging, und eine unerwartete, wirklich mystische Stimmung vor mir lag, seht ihr morgen. Es ist bereits kurz nach Mitternacht und das Laptop (...) macht langsam schlapp...
Als aber über mir diese dunstige Silhouette, wiederum für Momente aus den vorbeiziehenden Wolkenfetzen auftauchte, war ich mir (ziemlich) sicher: Das Plateau des ROQUE NUBLO!
Das Auto geparkt, warme Kleidung übergezogen, den Fotorucksack auf den Rücken und eine vermeintlich kurze Wanderung sollte beginnen...
Am Wegrand eine Felsentaube (Columba livia), die Stammform unserer domestizierten Stadt- und Haustauben. An vielen Felswänden sieht man häufig große Verbände einfliegen.
Wie im Zauberwald: Kanarische Pinien, ihr roten Nadeln am Boden wie ein Teppich.
...
Im Nebelwald und bei sauberer Luft gedeihen Bartflechten an den Bäumen.
An den langen Nadeln der Pinien fängt sich der Nebel und rinnt zu Boden. Eine wichtige Art der Wasser"gewinnung", daher sind Wiederaufforstungen nach dem gewaltigen Kahlschlag vergangener Jahrhunderte so wichtig.
Wie ein Geierfuß krallt sich das Wurzelwerk der Pinien in den Felsboden.
Diese bizarren Figuren erinnern an alte Sagengestalten etwa aus Kyffhäuser. Auch die Ureinwohner hatten hier ihre Kultstätten.
Ich befinde mich nun am vorletzten Plateau, vom Roque Nublo im Nebel weit und breit nichts zu sehen. Ich friere im kalten Wind, das Hemd verschwitzt, soll ich umkehren? Ein anderer Wanderfreund deutet in Richtung Nebelwand, es sollten lt. seinen GPS-Daten nur noch knapp 200 m des Weges sein.
In diesem Falle half nur eins: Der Herde folgen. Und tatsächlich: Der Roque Nublo in Sichtweite. Unglaublich hoch, 67m überragt dieser Basalt-Monolith das Plateau.
Gut beleuchtet, womöglich von rötlichem Abendlicht, so hatte ich ihn mir heute morgen als fotogenes Tagesziel vorgestellt.
Aber ganz ehrlich: Mich hat die mystische Atmosphäre dieser uralten Kultstätte nun derart in den Bann gezogen, dass ich den Ort nur ungern verlasse. Der Abstieg auf rutschigem Boden fiel mir relativ leicht.
Und mein inneres Timing hatte sich gelohnt: Genau im richtigen Moment schaute die Sonne nochmal hervor.
Mehr Worte möchte ich nicht machen: Begeisternd. GRANDIOS.
Die Farben verblassen nun, das war´s, denke ich, gehe um die Felskehre herum zum geparkten Auto, und die Kamera ist schon fest verpackt,das Tele abmontiert,...da durchzuckt es mich wie ein Blitz:
Tatsächlich hatte die Sonne im benachbarten Canyon hinter dem Roque-Nublo-Massiv noch einen Spalt gefunden. Wie unwirklich erscheint die Szenerie. Nur Sekunden würde sie wohl dauern, aber das Bild ist rechtzeitig im Kasten, besser gesagt: In der Seele, wie all die Eindrücke des heutigen Tages
"Am Dach von Gran Canaria".
Die Heimfahrt durch Hunderte von Serpentinen, eng, aber auf gutem Asphalt, macht Spaß, fast noch euphorisiert wie im Geschwindigkeitsrausch, und nur 60 Minuten später bin ich am Hotel. Wieder ein Bilderbuchtag, wenn auch ein wenig anders..."